Grossbritannien: Beginn der öffentlichen Debatte über Energiezukunft
Grossbritannien hat die von Premierminister Tony Blair angekündigte dreimonatige öffentliche Debatte über die künftige Energiepolitik begonnen.
Beim Eröffnungsanlass in London am 23. Januar 2006 erklärte der Staatssekretär für Handel und Industrie, Alan Johnson, vor Vertretern aus Industrie, Wirtschaft und UmWeltorganisationen, dass «nichts tun keine Option ist». In einer Zeit zunehmender Besorgnis über die Sicherheit der Energieversorgung, die durch den Erdgasstreit zwischen Russland und der Ukraine noch angeheizt worden sei, müsse Grossbritannien die Risiken sorgfältig abwägen. Das vom Department of Trade and Industry (DTI) vorgelegte Vernehmlassungsdokument «Our energy challenge - Securing clean, affordable energy for the long term» diene vor diesem Hintergrund als «Weckruf». Stellungnahmen zum Dokument können bis zum 14. April 2006 beim DTI eingereicht werden.
Energieminister Malcolm Wicks wies darauf hin, dass keine einzelne, einfache Option alle aufgeworfenen Fragen beantworten könne: «Die Herausforderungen sind komplex, untereinander verknüpft und erfordern eine rationale, auf Fakten beruhende und anspruchsvolle Debatte.» Wicks hatte am 29. November 2005 von Blair und Johnson den Auftrag erhalten, die bisherige Energiepolitik zu überprüfen und bis in den Sommer 2006 Vorschläge für ihre künftige Ausrichtung zu unterbreiten.
Vor dem Hintergrund der steigenden Öl- und Gaspreise, der Klimaproblematik und der zunehmenden Abhängigkeit des Landes von Energieimporten sollen bei der Überprüfung der Energiepolitik ausdrücklich auch die Rolle der Kernenergie neu bewertet und die langfristigen Konsequenzen beim Neubau von Kernkraftwerken geprüft werden. In Grossbritannien stehen gegenwärtig 23 Reaktorblöcke im Betrieb, die rund 20% des Stroms produzieren und in den kommenden zwei Jahrzehnten schrittweise altershalber stillgelegt werden müssen.
Quelle
M.S. nach DTI, Medienmitteilung, 23. Januar 2006