Grafenrheinfeld endgültig stillgelegt
Die deutsche E.On hat das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld am 27. Juni 2015 genau um 23.59 Uhr aufgrund eines politischen Entscheids von 2011 vom Netz genommen. Die Einheit hatte vor 33 Jahren den Betrieb aufgenommen.
Grafenrheinfeld, ein Druckwasserreaktorblock mit einer elektrischen Nettoleistung von 1275 MW, erzeugte bis zur Stilllegung mehr als 333 Mrd. kWh elektrische Energie. Die Menge würde gemäss E.On ausreichen, um ganz Bayern rund vier Jahre lang mit Strom zu versorgen. Verglichen mit einem Braunkohlekraftwerk ersparte die Einheit der Umwelt 355 Mio. t Kohlendioxid. Das rund 230 km nördlich von München gelegene Grafenrheinfeld hatte 11,5 % des bayerischen Stromverbrauchs gedeckt. Darüber hinaus stellte die Einheit im Jahr 2014 an mehr als 200 Tagen Regelenergie zur Verfügung, um die fluktuierende Einspeisung regenerativer Energien zu kompensieren.
Betriebsaufnahme 1981
Am 9. Dezember 1981 wurde in Grafenrheinfeld die erste Kernspaltung eingeleitet. Am 21. Dezember gab die Kernkraftwerkseinheit zum ersten Mal Strom ans Netz ab. 1982 wurde das Werk in den kommerziellen Leistungsbetrieb überführt. In den ersten vollen Produktionsjahren 1983 und 1984 war Grafenrheinfeld Weltmeister in der erzeugten Jahresstrommenge, so die E.On. Mit einer Bruttostromproduktion von 10,5 Mrd. kWh überschritt die Einheit 1984 weltweit zum ersten Mal die Grenze von 10 Mrd. kWh und war 14 Mal unter den sogenannten Top Ten der weltweit pro Kraftwerksblock erzeugten elektrischen Energie.
Ständig modernisiert
Grafenrheinfeld wurde während der gesamten Laufzeit stetig an den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik angepasst. Insgesamt EUR 600 Mio. (CHF 625 Mio.) hat die E.On in die Modernisierung und Optimierung der Sicherheit investiert, davon allein in den letzten dreieinhalb Jahren EUR 72 Mio. (CHF 75 Mio.). Weltweit gesehen zählt Grafenrheinfeld zu den sichersten Kraftwerksblöcken und geniesst durch die guten Ergebnisse, die das Werk sowohl in nationalen wie internationalen Überprüfungen erzielt hat, weltweit hohes Ansehen, so die E.On.
Grafenrheinfeld hat sich gemäss E.On von Anfang an als bedeutender Arbeitgeber und verlässlicher Partner in der Region etabliert. Mit dem Bau und Betrieb des Kernkraftwerks wurden hunderte von Arbeitsplätzen geschaffen – direkte und indirekte. Die Region um das Kraftwerk habe nicht nur von Steuerzahlungen profitiert, sondern auch von der Kaufkraft, die bei hochgerechnet EUR 450 Mio. (CHF 470 Mio.) über die Betriebsjahre liegt. An regionale Firmen wurden in 33 Jahren Aufträge mit einem finanziellen Volumen von insgesamt fast EUR 400 Mio. (CHF 415 Mio.) vergeben.
Grafenrheinfeld war mit 33 Betriebsjahren die älteste in Betrieb stehende Kernkraftwerkseinheit Deutschlands. Im Land erzeugen nun noch acht Einheiten elektrische Energie. Sie sollen bis 2022 stillgelegt werden.
Quelle
M.B. nach E.On, Medienmitteilung, 28. Juni 2015
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