Friedliche Nutzung der Kernenergie: vertiefte Zusammenarbeit zwischen Russland und Indien
Indien und Russland wollen ihre Zusammenarbeit im Bereich der friedlichen Nutzung der Kernenergie weiterhin vertiefen. Die Länder tauschten sich über Möglichkeiten für den Bau von grossen und kleinen Kernkraftwerken aus und besprachen auch andere Anwendungen von Nukleartechnik.
Am 8. und 9. Juli 2024 traf sich der indische Premierminister Narendra Modi zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau. Dabei ging es auch um die bestehende und zukünftige Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie, als «ein wichtiger Teil der strategischen Partnerschaft» beider Länder. «Beide Seiten begrüssten die Fortschritte beim Bau der verbleibenden Kernkraftwerksblöcke in Kudankulam», hiess es in einer gemeinsamen Erklärung. Sie vereinbarten, den Zeitplan einzuhalten, einschliesslich der Fristen für die Lieferung der Ausrüstung.
Am südindischen Kernkraftwerksstandort Kudankulam stehen seit 2013 und 2016 zwei Kernkraftwerkseinheiten vom russischen Typ WWER-1000/V-412 in Betrieb. Mit Kudankulam-3 und -4 stehen zwei weitere solche Einheiten seit 2017 in Bau. WWER-1000-Blöcke und nukleare Dampferzeugersysteme vom Typ AES-92 werden für Kudankulam-5 und -6 verwendet, die seit 2021 in Bau stehen.
Pläne für grosses Kernkraftwerk mit WWER-1200-Reaktoren in Indien
Ende 2023 waren bei einem Treffen zwischen Russland und Indien bereits der Bau von zwei Kernkraftwerkseinheiten vom Typ WWER-1200/AES-2006 als Blöcke 7 und 8 in Kudankulam vorgeschlagen worden. Solche Reaktoren sollen auch an einem weiteren Standort gebaut werden. «Beide Seiten hoben die Bedeutung weiterer Gespräche über einen zweiten Standort in Indien gemäss den zuvor unterzeichneten Vereinbarungen hervor. Die Seiten vereinbarten, die technischen Gespräche über den WWER-1200-Reaktor russischer Auslegung, die lokale Herstellung von Ausrüstung und die gemeinsame Herstellung von Kernkraftwerkskomponenten sowie über die Zusammenarbeit in Drittländern fortzusetzen», teilten Russland und Indien mit.
Vertiefte Zusammenarbeit auch in anderen Nuklearbereichen
Beide Länder bekräftigten überdies eine vertiefte Zusammenarbeit beim Brennstoffkreislauf, bei der Unterstützung für den gesamten Lebenszyklus des Kernkraftwerks Kudankulam und bei nicht strombezogenen Anwendungen. Beim Besuch des Kernenergie-Pavillons in der permanenten «Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft» wurden Modi und Putin einige solcher kerntechnischen Anwendungen gezeigt. Diese umfassten «Möglichkeiten der Wasserentsalzung, die Bestrahlung von Saatgut und Lebensmitteln zur Verbesserung ihrer Qualität, der Transport von Gütern von Indien nach Europa und Russland über den nördlichen Seeweg [mit Hilfe von Atomeisbrechern] sowie ein schwimmendes Kernkraftwerk».
Der ebenfalls anwesende Generaldirektor von Rosatom, Alexej Lichatschew, bot Premierminister Modi laut der Tageszeitung «Times of India» zudem den Bau kleiner, modularer Reaktoren (SMRs) mit einer sehr grossen lokalen Projektbeteiligung an.
Quelle
B.G. nach Kreml, Medienmitteilung, 9. Juli 2024; Kreml und Narendra Modi, gemeinsame Erklärung, 9. Juli 2024; Times of India, Artikel vom 9. Juli 2024 sowie WNN, 3. Januar 2024
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