Französisches Programm für die Entsorgung von radioaktivem Abfall läuft auf vollen Touren

Das französische Forschungsprogramm für die Entsorgung von radioaktiven Abfällen unter dem Gesetz von 1991, hat in allen drei definierten Bereichen bereits wesentlich Erkenntnisse gebracht.

25. Juni 2003

So urteilt die Commission Nationale d'Evaluation (CNE) drei Jahre vor Auslaufen der im Gesetz definierten Programmdauer (bis 2006). Allerdings sei man in den drei Bereichen unterschiedlich weit von den im Gesetz definierten Zielen entfernt.
Im ersten Forschungsbereich "Separation und Transmutation", sei man bei der Separation von niedrigen Aktiniden und Lanthaniden sowie bei der Cäsium-Extraktion gemäss CNE in die Phase der Demonstration der technischen Machbarkeit getreten.
Bei den Transmutationsstudien sei man mit Machbarkeitsdemonstrationen noch nicht sehr weit. Es gäbe Probleme bei der Herstellung und Wiederaufarbeitung der mit Americium und Curium beladenen Bestrahlungstargets. Bis 2006 würden nur vorläufige Ergebnisse aus der ersten Bestrahlungskampagne mit dem Schnellen Reaktor Phénix erwartet, die in diesem Jahr anlaufen.
Im zweiten Forschungsbereich "Tiefe geologische Endlagerung" hat die zuständige französische Organisation Andra die Optionen für zwei Haupttiefenlager definiert. Vorgesehenes Wirtsgestein ist der Callovo-Oxford-Argilit, ein mit dem etwas älteren Opalinuston vergleichbares, rund 150 Mio. Jahre altes Tongestein, welches im Labor von Bure studiert werden soll. Die Optionen sind bewusst einfach und robust und beinhalten die Rückholbarkeit.
Im dritten Forschungsbereich "Konditionierung und Langzeitlagerung" laufen Untersuchungen mit Konditionierungsmatrizen, mit Material für Behälter und mit Betriebsmodellen für Korrosion und Alterung, insbesondere für verglaste Abfälle und abgebrannte Brennelemente.
Insgesamt erwartet die CNE basierend auf dem jetzigen Projektstand bis 2006 besonders viele nützliche Resultate bei der Trennung von Aktiniden und Spaltprodukten. Hier werden zahlreiche chemische Erkenntnisse vorliegen. Bei der Transmutation ist man nicht sehr euphorisch. Auf der einen Seite liegt der Fortschritt weit hinter jenem des Programms zur Erforschung der tiefen geologischen Endlagerung zurück. Anderseits würde der effektive Einsatz der Transmutation für die praktische Beseitigung der radioaktiven Abfälle eines Leichtwasserreaktorparks den Zubau einer grossen Zahl von - für die Transmutation - spezialisierten Reaktoren erfordern. Die CNE erwartet, dass auch nach 2006 hier noch ein beträchtlicher Forschungsaufwand bestehen wird. Bei der geologischen Endlagerung halte sich die Andra strikt an die Projektpläne, und so könnten bis 2005 Grundlagen erarbeitet sein, die es den Behörden erlauben würden, ein Felsgestein zu wählen und ein Validierungsprojekt zu starten.
Bereits jetzt zeigten im Bereich "Konditionierung und Langzeitlagerung" Studien des Commissariat à l'énergie atomique (CEA) und der Cogema, dass die Technik vorhanden sei, um ein Zentrallager mit langlebigem hoch- und mittelaktiven Abfällen sowie abgebrannten Brennelementen für ein Jahrhundert zu realisieren.
Dies sind einige ausgewählte Elemente aus dem 9. Bericht der CNE, der am 16. Juni 2003 der französischen Regierung unterbreitet wurde. Die CNE wird von Bernard Tissot präsidiert und besteht aus 12 Fachexperten. Seit 1994 begleitet und bewertet sie zu Händen der Regierung die Forschungsanstrengungen, die unter dem französischen Gesetz für die Entsorgung von mittel- und hochaktiven Abfällen von 1991 unternommen werden.

Quelle

H.K. nach CNE communiqué de presse, 26. Juni 2003

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