Frankreich: Strategie zur Behandlung und Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen bis mindestens 2100 verlängert

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat die Strategie Frankreichs zur Wiederaufarbeitung ausgedienter Brennelemente bis mindestens 2100 bekräftigt. Während seines Besuchs der Wiederaufarbeitungsanlage von Orano in La Hague liess er verlauten, dass die Lebensdauer der bestehenden Wiederaufbereitungsanlagen verlängert sowie Studien für eine neue MOX-Brennelementefabrik und eine neue Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague begonnen werden sollen.

13. März 2024
Bruno Le Maire und Roland Lescure
Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire und Roland Lescure, stellvertretender Minister für Industrie und Energie, beim Besuch der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague.
Quelle: Roland Lescure via X

Nach der letzten Sitzung des Rats für Nuklearpolitik (Conseil de Politique Nucléaire, CPN) vom 26. Februar 2024 wurde via Medien bekannt, dass die französische Regierung erhebliche Investitionen in die Wiederaufarbeitungsanlage für ausgediente Brennelemente von Orano in La Hague zu investieren plane. Der Rat habe «die grossen Leitlinien der französischen Politik im Bereich des Kernbrennstoffkreislaufs, der die Wiederaufarbeitung, die Wiederverwendung abgebrannter Brennstoffe und die Schliessung des Kreislaufs kombiniert, bestätigt», hiess es. Am 7. März besuchten Bruno Le Maire und Roland Lescure, stellvertretender Minister für Industrie und Energie, diese Recyclinganlage im französischen Département Manche. Dort bestätigte er die Aufarbeitungs- und Verwertungsstrategie Frankreichs über das Jahr 2040 hinaus, die gemäss Orano «gut für das Klima und die Erhaltung der Ressourcen sowie für die derzeitige und künftige Energiesouveränität des Landes» ist.

Wirtschaftsminister Le Maire kündigte drei Massnahmen an, um die Strategie Frankreichs im Backend des Brennstoffkreislaufs zu unterstützen:

  • Ein Programm zur Gewährleistung des langfristigen Betriebs über das Jahr 2040 hinaus der Orano-Anlagen La Hague (nordwestfranzösisches Departement Manche, Wiederaufarbeitung von ausgedientem Brennstoff) und Melox (südfranzösisches Departement Gard, Fabrik zur Herstellung von Uran-Plutonium-Mischoxidbrennstoff, MOX, mit Plutonium aus La Hague).
  • Die Initiierung von Studien für eine neue MOX-Brennstoff-Fertigungsanlage am Standort La Hague.
  • Die Initiierung von Studien für eine neue Aufbereitungsanlage für ausgediente Brennelemente, ebenfalls in La Hague, bis 2045–2050.

«Eine neue Seite in der französischen Atomgeschichte wird aufgeschlagen. Die Zeit der nationalen Grossprojekte ist wieder da, und der Kernenergiesektor spielt dabei eine zentrale Rolle», sagte Le Maire und unterstrich bei seiner Rede die Bedeutung «der Stärke der französischen Nuklearindustrie, die den gesamten Zyklus beherrscht». In Frankreich werden gemäss Orano bereits 10% des Atomstroms durch MOX-Brennstoffe erzeugt. Neben Plutonium kann aber auch Uran aus den ausgedienten Brennelementen zurückgewonnen und wiederangereichert werden: Im Februar 2024 war Cruas-2 die erste französische Kernkraftwerkseinheit, das mit einem Kern nur aus wiederaufbereitetem Uran (RepU) in Betrieb ging. Durch das Recycling verringere sich nicht nur der Rohstoffbedarf, sondern auch die Aktivität und das Volumen der endgültig zu entsorgenden Abfälle, so Orano.

Eine Verlängerung der Betriebsdauer der Recyclinganlage La Hage «wird bis mindestens 2100 angestrebt, da die EPR2-Reaktoren eine Lebensdauer von [mindestens] 60 Jahren haben», liess die französische Regierung verlauten. Dazu müsse aber eine Genehmigung bei der Autorité de sûreté nucléaire (ASN) eingeholt werden.

Quelle

B.G. nach Orano, Medienmitteilung, 8. März 2024, Société française d’énergie nucléaire (SFEN), Medienmitteilung, 8. März 2024, GRS, Artikel zu La Hague, 10. März 2024

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