Frankreich entwickelt modulares Unterwasserkernkraftwerk

Die französische DCNS-Gruppe plant, mit dem Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), der Areva und der Electricité de France (EDF) eine unterwassertaugliche, modulare Kernkraftwerkseinheit zu entwickeln. Am Meeresboden gesichert soll die vergleichsweise kleine Anlage Inseln und abgelegene Küstenregionen mit Strom versorgen.

31. Jan. 2011
Modellzeichnung des nach dem Baukastenprinzip aufgebauten Unterwasserkernkraftwerks Flexblue.
Modellzeichnung des nach dem Baukastenprinzip aufgebauten Unterwasserkernkraftwerks Flexblue.
Quelle: DCNS

Das nach dem Baukastenprinzip aufgebaute Unterwasserkernkraftwerk mit dem Namen Flexblue, soll zwischen 50 und 250 MW bereitstellen. Gemäss aktueller Auslegung werden der Reaktorkern, die Turbine, der Generator sowie die elektrischen Anlagenteile in einer rund 100 m langen zylindrischen Hülle untergebracht, die einen Durchmesser von 12 bis 15 m haben wird. Lastschiffe bringen die rund 12'000 t schwere Einheit in Position, idealerweise einige Kilometer von der Küste entfernt in einer Tiefe zwischen 60 und 100 m. Mittels Tauchzellen kann die ansonsten antriebslose Einheit gesenkt oder gehoben und mit Schiffen für Unterhaltsarbeiten, Brennstoffwechsel und Ausserbetriebnahme in dafür zugelassene Häfen geschleppt werden. Operateure bedienen den Flexblue von Land aus. Jede Einheit soll jedoch mit einem Kontrollraum ausgestattet werden, sodass Manipulationen wie das An- und Abfahren des Kernreaktors vor Ort vorgenommen werden können. Zudem kann die Anlage jederzeit mit kleinen U-Booten erreicht werden.

Die DCNS-Gruppe kann rund 40 Jahre Schiffsbauerfahrung vorweisen. Das mehrheitlich in staatlichen Händen befindliche Unternehmen baut Atom-U-Boote, Fregatten und Flugzeugträger. Die Gruppe ist indes auch mit der zivilen Nuklearbranche bereits vertraut. So kommen zum Beispiel die Reaktoreinbauten für den im französischen Flamanville im Bau stehende EPR von der DCNS. Für die Konzeption des Flexblue können die Entwickler also auf breite Erfahrung und bewährte Technologie zurückgreifen.

Warum unter Wasser?

Im Unterschied zu den auf dem Land gebauten Kernkraftwerken, müssen beim Flexblue-Konzept keine oder nur geringe standortspezifische Anpassungen vorgenommen werden. So ist es jedenfalls von den Entwicklern vorgesehen. Wie schon bei atombetriebenen U-Booten üblich, wird der Kernreaktor derart umschlossen sein, dass unter keinen Umständen radioaktives Material mit der Umgebung in Berührung kommt. Zudem schützen stabile Gitter die Anlage. Gemäss DCNS hinterlassen Flexblue-Anlagen nur einen kleinen ökologischen Fussabdruck: Einzig für die Kühlung verwendetes Meerwasser wird an die Umgebung abgegeben.

Nächste Schritte

In den kommenden zwei Jahren will die DCNS zusammen mit ihren drei Partnern das Konzept weiterentwickeln. Darunter fallen Marktanalysen, Wettbewerbsvergleiche mit anderen Stromproduktionsmethoden, Sicherstellung der Nonproliferation sowie Untersuchungen zur Sicherheit und Sicherung von Stromerzeugungsanlagen auf dem Meeresgrund.

Russland baut schwimmendes Kernkraftwerk

Russland verfolgt für dieselbe Anwendung eine andere Strategie. Bereits seit April 2007 laufen in Russland Bauarbeiten für ein schwimmendes Kernkraftwerk. Bei der Akademik Lomonosow genannten Einheit handelt es sich um eine antriebslose Barke, die in entlegene Regionen geschleppt wird. Die Energie liefern zwei Reaktoreneinheiten des Typs KLT-40S mit einer elektrischen Bruttoleistung von jeweils 35 MW. Im Juni 2010 wurde die Einwasserung der Akademik Lomonosow bei Sankt Petersburg gefeiert. Die endgültige Montage soll 2011 zum Abschluss kommen. 2012 sollen die Kernreaktoren mit Brennstoff beladen und an ihren Einsatzort gebracht werden.

Quelle

M.B. nach DCNS, Medienmitteilung und Dokumentation, 20. Januar 2011

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