EU-Meinungsumfrage: "Energie: Themen, Optionen, Technologien"
Um genauere Informationen über die öffentliche Meinung zur Energiefrage in der EU zu erhalten, organisierte die Generaldirektion Presse und Kommunikation der Europäischen Kommission auf der Grundlage des Eurobarometers Nr. 57,0 eine Meinungsumfrage.
Zwischen dem 23. Februar und dem 4. April 2002 wurden in den 15 EU-Mitgliedstaaten insgesamt 16'032 Personen mit Energiefragen konfrontiert. Die wichtigsten Resultate können wie folgt zusammengefasst werden: Die EU-Bürger haben recht ungenaue Vorstellungen von der Gesamtstruktur des Energieverbrauchs, insbesondere der Anteil des Verkehrs wird oft unterschätzt. In Dänemark und den Niederlanden sind die Leute etwas besser informiert. Mit 88% Zustimmung scheint bei den meisten Leuten das Problem der Erderwärmung und Klimaveränderung erste Priorität zu haben. Sie verlangen von der Regierung ihres Landes sofortiges Handeln. Während 75% wissen, dass fossile Brennstoffe erheblich zur Klimaänderung beitragen, glaubt fast die Hälfte der Befragten (47%), dass die Kernenergie auch wesentlich dafür verantwortlich sei (27% sind anderer Auffassung).
Die Nutzung der verschiedenen Energieträger wurde annähernd korrekt eingeschätzt, ausser bei der Kernenergie. Ein Drittel der Befragten war der Meinung, dass die Kernenergie EU-weit "stark" genutzt wird, während sie in Wirklichkeit 10% des Gesamtenergieangebots ausmacht. Viele Europäer wünschen sich laut Umfrage mehr Informationen zu konkreten Fragen. Dabei stehen im Vordergrund "Möglichkeiten der Energieeinsparung zu Hause" (53%), "Sicherheit kerntechnischer Anlagen" (36%) und "Fortschritte bei den erneuerbaren Energien" (27%). Die Sicherheit der Kernkraftwerke erscheint auf einer Liste der wichtigsten Anliegen sogar vor der Lebensmittelsicherheit und der Problematik der Verkehrsunfälle!
Als wichtigste Informationsquellen zum Thema Energie gaben 80% das Fernsehen an, 47% die Zeitungen und nur 10% das Internet. In der Rubrik "Zukunftswahrnehmung" wird primär die Energieabhängigkeit der EU als echtes Problem gesehen.
Als Prioritäten der Regierungen im Energiebereich sehen die Befragten den "Umweltschutz und die öffentliche Gesundheit" (72%), "niedrige Verbraucherpreise" (62%) und "eine sichere Energieversorgung" (30%), wobei die Struktur der Antworten bei dieser Frage in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich ist. 81% der Leute sind der Meinung, dass in 20 Jahren "eine Kombination verschiedener Energiequellen" gebraucht werde, während in 50 Jahren eher erneuerbare Energiequellen bevorzugt werden. Energieforschung soll sich laut EU-Bürgern auf erneuerbare Energien (69%) und Kernfusion (21%) konzentrieren. Im Bereich Kernenergie soll eine Fortsetzung der Forschung lediglich der Verbesserung der Sicherheit (48%) und der Entsorgung der Abfälle (43%) dienen. Ein Viertel der Befragten erklärte sich bereit, strengere Vorschriften zugunsten effizienterer Energienutzung zu akzeptieren. Zwei Drittel wären bereit, zu Hause zur Reduktion des Energieverbrauchs beizutragen. In Nordeuropa spricht sich sogar ein Drittel der Leute für höhere Energiepreise für "grüne Energie" aus.
Peter Haug, Geschäftsführer von Foratom, der Interessenvertretung der europäischen Kernindustrie in Brüssel, beurteilte die Resultate dieser Meinungsumfrage wie folgt: "Der Eurobarometer deckt auf, dass viele Europäer entweder nicht oder schlecht über viele energietechnische Fakten informiert sind. Zum Beispiel ist eine Mehrheit der Europäerfälschlicherweise der Meinung, dass Kernenergie bedeutend zur Erderwärmung und Klimaveränderung beiträgt. So glaube ich, diese Umfrage ist ein Weckruf für all diejenigen, die Informationen bereitstellen -Ausbildner, Regierungen, europäische Institute und Industrie - ihre Aufgaben besser wahrzunehmen. Wir müssen uns sehr genau überlegen, wie wir die Wissensgrundlage von all unseren Bürgern verbessern können, um ihnen zu helfen, die richtige Energie zu wählen."
Quelle
P.S. nach "Energie: Themen, Optionen, Technologien", 7. März 2003