EU-Forschungsstudie zum Energieverbrauch 2050

Laut einer Studie der Europäischen Kommission könnte sich der Anteil der Kernenergie und der erneuerbaren Energien im europäischen Primärenergieverbrauch bis ins Jahr 2050 von heute 20% auf je nach Szenario 40–50% erhöhen.

7. Jan. 2007

Die Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission hat am 8. Januar 2007 den World Energy Technology Outlook 2050 (WETO-H2) vorgelegt. Der Bericht diente als Grundlage für die neue Energiestrategie «An Energy Policy for Europe», die zwei Tage später publiziert worden ist.

Im Vorwort der Studie meinte EU-Forschungskommissar Janez Potočnik: «Mit dem Ende der billigen Energieressourcen ist ein starkes politisches Engagement nötig, damit Europa seine Wettbewerbsfähigkeit bewahren und den Klimawandel bekämpfen kann. Die WETO-H2-Studie stellt das europäische Energiesystem in einen globalen Rahmen.»

Drei Szenarien zum Energieverbrauch

In der WETO-H2-Studie werden drei Szenarien zum Energieverbrauch im Jahr 2050 vorgestellt. Das Referenz-Szenario («Business-as-usual») basiert auf den heutigen wirtschaftlichen und technologischen Trends sowie einer moderaten Klimapolitik, bei der Europa nach wie vor die Vorreiterrolle zugedacht wird. Das «CO2-Reduktionsszenario» unterstellt eine ehrgeizigere CO2-Politik, die eine langfristige Stabilisierung der weltweiten CO2-Konzentrationen bei etwa 500 ppmv (parts per million by volume) im Jahr 2050 anstrebt. Das dritte Szenario, das «Wasserstoff-Szenario», betrachtet die Auswirkungen einer Reihe technologischer Durchbrüche, die die Rentabilität der Wasserstofftechnologien erheblich steigern. Die zugrunde liegenden Annahmen im Hinblick auf die Fortschritte bei den Schlüsseltechnologien der Wasserstoffwirtschaft seien bewusst optimistisch gehalten, so die Studie.

Diese Szenarien dienen als Basis zur Prüfung der technologischen Möglichkeiten und der Optionen für klimapolitische Massnahmen in den kommenden 50 Jahren.

Referenz-Szenario

Laut dem Referenz-Szenario wird sich die Energienachfrage weltweit mehr als verdoppeln, von derzeit 10 Gigatonnen Erdöläquivalente (Gtoe) pro Jahr auf 22 Gtoe. Im Vergleich dazu wird der Energieverbrauch Europas bis zum Jahr 2050 insgesamt geringer ansteigen, von heute 1,9 Gtoe pro Jahr auf 2,6 Gtoe.

Fossile Brennstoffe werden etwa 70% des Energieverbrauchs abdecken, die restlichen 30% werden je zur Hälfte von erneuerbaren Energien und der Kernenergie abgedeckt. Der Primärenergiemix bleibt in Europa - abgesehen von einem deutlichen Anstieg des Erdgasverbrauchs - bis 2020 relativ stabil. Danach wird sich die Entwicklung erneuerbarer Energieträger beschleunigen und die Kernenergie wieder an Bedeutung gewinnen. Im Jahr 2050 wird der Bedarf an Primärenergie in Europa zu 40% von Kernkraft und erneuerbaren Energiequellen gedeckt, was einer Verdoppelung gegenüber dem heutigen Niveau entspricht.

Die Studie geht davon aus, dass mit dem Wirtschaftswachstum ein Anstieg des Stromverbrauchs einhergeht: 2050 wird weltweit viermal so viel Strom produziert werden wie heute. Dabei wird laut Studie der Anteil der Entwicklungsländer am weltweiten Verbrauch zwei Drittel betragen. Durch die Entwicklung neuer Umwandlungstechnologien wird Kohle erneut zur wichtigen Stromquelle. Der Anteil der erneuerbaren Energien und der Kernenergie wird nach 2020 einen raschen Anstieg verzeichnen und nach 2030 nochmals sprunghaft zunehmen; diese Entwicklung beruht auf der zügigen Anwendung neuer Energietechnologien, von riesigen Offshore-Windparks bis hin zu Kernreaktoren der vierten Generation.

CO2-Reduktions-Szenario

In diesem Szenario wird der jährliche weltweite Energiebedarf im Jahr 2050 um 3 Gtoe pro Jahr niedriger sein als beim Referenz-Szenario. Erneuerbare Energien und die Kernenergie tragen dann jeweils mehr als 20% zur Deckung des Gesamtbedarfs bei. In Europa bleibt der Gesamtenergieverbrauch bis etwa 2030 stabil, wird danach aber wieder ansteigen. Im Jahr 2050 werden in Europa die erneuerbare Energien 22% und die Kernenergie 30% (insgesamt 52%) der Energienachfrage abdecken. Dagegen liegt der Anteil an fossilen Brennstoffen unter 50%.

Wasserstoff-Szenario

Im Jahr 2050 liegt bei diesem Szenario der Gesamtenergiebedarf zwar um 8% unter dem im Referenz-Szenario prognostizierten Wert. Es gibt jedoch erhebliche Veränderungen beim Energieträgermix. Der Anteil der Kernenergie und der erneuerbaren Energien steigt vor allem im Zeitraum 2030-2050. Das liegt zum Teil an der wachsenden Nachfrage nach Energie aus Wasserstoff. Das Wasserstoff-Szenario rechnet mit einem europäischen Gesamtenergiebedarf, der zu einem Drittel durch die Kernkraft und zu 20% aus erneuerbaren Energien abgedeckt wird (insgesamt rund 53%). Auf Erdöl und Erdgas entfallen je 20% und auf Kohle 6%. In Europa erfolgt die Erzeugung von Wasserstoff vor allem durch die Elektrolyse von Wasser unter Nutzung der Kernenergie.

Die 170-seitige WETO-H2-Studie in englischer Sprache ist der zweite WETO-Bericht. Der erste wurde 2003 veröffentlicht.

Quelle

M.A. nach Europäische Kommision, «World Energy Technology Outlook 2050», 8. Januar 2007

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