ETH-Roadmap für eine nachhaltige Energieentwicklung
Der ETH-Rat empfiehlt, die praktisch CO2-freie Stromproduktion in der Schweiz beizubehalten.
Deshalb sollen künftig die Forschungsaktivitäten in den Bereichen Wasserkraft, innovativen erneuerbaren Energien und Kernenergie einen wichtigen Bestandteil des Portfolios bilden. Dies geht aus der neuen Broschüre des ETH-Rats zur Energieforschung im ETH-Bereich hervor.
Die ETH-Forscher halten ausdrücklich fest, dass der jederzeitige Zugang zu bezahlbarer Energie eines der Grundgüter einer modernen Gesellschaft ist. Der Klimawandel, die Verknappung der fossilen Energien und die wachsende Weltbevölkerung erfordern jedoch die Schaffung eines nachhaltigen Energiesystems. Dabei sei weniger der Energieverbrauch an sich problematisch, sondern vielmehr die damit verbundenen Materialflüsse. Vor diesem Hintergrund sei das vom ETH-Bereich formulierte Ziel der «2000-Watt-Gesellschaft» - dies entspricht etwa einem Drittel des heutigen Energieverbrauchs in Westeuropa - nicht der wichtigste Massstab für globale Nachhaltigkeit: «Angesichts des Klimawandels wäre ein Indikator, der auf dem Kohlenstoffausstoss pro Kopf und Jahr basiert, aussagekräftiger.»
Entwicklung von nachhaltigeren Kernkraftwerken
Bei der langfristigen CO2-Reduktion werden die erneuerbaren Energien und die Kernenergie eine wichtige Rolle spielen, prognostiziert der ETH-Rat. Zur Zukunft der Kernspaltung hält er fest: «Die Entwicklung von nachhaltigeren Kernkraftwerkstypen, die die Themen Ressourcenschonung, Sicherheit, Abfallreduktion, Proliferationsresistenz und Kosten berücksichtigen, ist zur Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Kernenergie von überaus wichtiger Bedeutung. Dies würde eine intensivere Verwendung dieser Option ermöglichen und somit zu einer erheblichen Reduktion der CO2-Emissionen führen.» Die zusätzliche Schwerpunktsetzung des ETH-Bereichs in der Kernfusionsforschung runde diese Bemühungen ab.
Der ETH-Rat geht davon aus, dass in den kommenden 30 Jahren die wohl bedeutendsten Beiträge zum Energiesparen und zur CO2-Reduktion aus dem Niedertemperatur-Heizungssektor (Gebäudebereich) kommen werden. Eine Strategie, die auf die Reduktion der fossilen Brennstoffe abziele, verringere zudem die Energieabhängigkeit der Schweiz.
Die Schwerpunkte in der Nuklearforschung
Im ETH-Bereich wird mehr als die Hälfte der Schweizer Energieforschung durchgeführt. Die Forschungsbereiche umfassen praktisch alle Energietechniken. Im Bereich der Kernenergie konzentrieren sich die Forschungsaktivitäten auf Hochabbrand, die Entwicklung von thermo-hydraulischen Modellen, auf Sicherheitsprogramme und die Entwicklung von Hochtemperaturmaterialien für zukünftige Hochtemperaturreaktoren zur Erzeugung von Strom und Wasserstoff. Bei der Kernfusion werden die Forschungen im Bereich der Plasmaphysik und der damit verbundenen Materialforschung weiterhin international betrieben.
Die Broschüre «Energieforschung im ETH-Bereich - Wissenschaft und Technologie für eine nachhaltige Energieentwicklung» listet die wichtigsten Schritte für die nächsten 50 Jahre auf und schliesst mit elf Empfehlungen an Entscheidungsträger. Die Kurzfassung deutsch oder englisch sowie die Langfassung englisch können von der Website des Paul Scherrer Instituts (PSI) heruntergeladen werden.
Quelle
M.S. nach Broschüre und Medienmitteilung ETH-Rat, 23. Mai 2005