Erfolgreiche SVA-Informationstagung "Die Kernenergie im offenen Strommarkt"
"Die Kernenergie stellt im aktuellen ökonomischen und ökologischen Umfeld nach wie vor eine Energiequelle mit stark positiven Eigenschaften dar." Dr. Bruno Pellaud, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Atomenergie (SVA), sah am Schluss der Informationsveranstaltung "Die Kernenergie im offenen Strommarkt" vom 12./13. November 2001 die Zukunft des Atomstroms ohne Zweckoptimismus, sondern auf Grund der vorliegenden Fakten, sehr positiv.
Mit Blick auf die Sicherheit der Anlagen, aber auch auf die Umweltbelastung, auf ihre Konkurrenzfähigkeit im offenen Strommarkt und auf eine langfristige Versorgungssicherheit, wurde an der Tagung eine weltweite Renaissance der Kernenergie vorausgesagt.
Die Tagung hatte rund 140 Personen aus dem In- und Ausland in Zürich-Glattbrugg unter dem Thema "Die Kernenergie im offenen Strommarkt" versammelt. Sie behandelte fünf Themen-Schwerpunkte: Die Konkurrenzfähigkeit der Kernenergie im offenen Strommarkt, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Kernenergie, die Kostenfaktoren Brennstoff und radioaktive Abfälle, das Thema Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit und die Perspektiven der Schweizer Kernenergie.
Die Kernenergie, darin waren sich die verschiedenen Referenten einig, ist auch in Zukunft in einem geöffneten Schweizer Strommarkt gegenüber den anderen Energieträgern konkurrenzfähig. Die bestehenden, grossteils amortisierten Anlagen werden sich unter den veränderten Bedingungen im Markt nicht nur behaupten können, sondern anderen Energien durch die tiefen Gestehungskosten für Strom aus Atomkraftwerken sogar weiterhin überlegen sein. Grundsätzlich anders präsentiert sich das Bild bei allfälligen Anlagen, die dereinst mit grossen Investitionen neu zu erstellen wären.
Die grösste Knacknuss wird, wie die Referate zeigten, die Finanzierung neuer Anlagen sein: Ein Kernkraftwerk - wie beispielsweise auch ein Wasserkraftwerk - wird über deutlich längere Zeit amortisiert als ein fossil befeuertes Kraftwerk. Somit müssen zunächst Voraussetzungen geschaffen werden, damit langfristige Investitionen wieder attraktiv werden und die Geldgeber nicht nur dem kurzfristigen Renditedenken den Vorzug geben. An der Tagung in Zürich wurde aber der Zuversicht Ausdruck gegeben, dass das langfristige Denken in einigen Jahren (unter anderem auf Grund der anziehenden Klimadebatte) wieder im Vormarsch sein wird.
Der Blick über die Schweizer Grenzen hinaus in andere Länder Europas wie nach Übersee machte den Optimismus der Fachleute deutlich: In den USA beispielsweise hat sich bereits vor einigen Jahren eine Art Renaissance der Kernenergie abgezeichnet, die sich darin zeigt, dass Kernkraftwerke zu beliebten Kaufobjekten von Investoren geworden sind und dass daneben eine grosse Zahl der Werke, deren Laufzeit bisher gesetzlich auf 40 Jahre beschränkt war, eine Erneuerung der Betriebsbewilligung für weitere 20 Jahre erhalten oder zumindest beantragt hat. Auch in verschiedenen europäischen Ländern zeigen sich positive Zeichen: So planen die Betreiber in Finnland den Bau eines fünften Kernkraftwerkblocks, in Grossbritannien überlegt man sich, ältere Anlagen durch neue Kernkraftwerke zu ersetzen und sogar in Italien, das vor ungefähr 15 Jahren von der Kernenergie Abschied nahm, ist das Thema nicht mehr tabu.
Der Optimismus der Anwesenden im Blick auf die Zukunft der Kernenergie resultierte nicht zuletzt auch aus der Tatsache, dass die Brennstoffbewirtschaftung (beginnend mit dem Rohstoff Uran bis hin zur Entsorgung) nach heutiger Sicht kein Engpass für den zukünftigen Weiterbetrieb der bestehenden Werke, aber auch für die Entwicklung sowie Bau und Betrieb neuer Anlagen darstellt: Einerseits sind die natürlichen Vorräte an Uran nach dem heutigen Wissensstand für alle realistischen Szenarien ausreichend gross, andererseits werden auch durch die Abrüstung grosse Mengen an Uran frei, die durch die Verbrennung in Atomkraftwerken genutzt werden können. "Es ist wünschenswert, dass auch im neuen Kernenergiegesetz die Flexibilität in der Brennstoffbewirtschaftung nicht behindert wird und die Schweiz in Zukunft die neuen Möglichkeiten und Optionen weiterentwickelter Kerntechnologie nicht verbietet", führte SVA-Präsident und Tagungsleiter Dr. Bruno Pellaud aus.
Aus der politischen Perspektive hatte an der Tagung CVP-Nationalrätin Doris Leuthard ein klares "Ja zur Option Kernenergie" ausgesprochen, wie es auch vom Bundesrat in seiner Botschaft zum neuen Kernenergiegesetz formuliert worden ist. In ihrem Referat wies sie auf die hohe Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke hin, betonte aber gleichzeitig, eine 100-prozentige Sicherheit gebe es nirgendwo im Leben. Deshalb sei bei jedem KKW eine vertiefte Risikoanalyse zu machen und abzuklären, ob allenfalls weitere Schutzmassnahmen getroffen werden könnten. Als Fazit ihrer Erläuterungen führte die Nationalrätin aus, es sei wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll, "die bestehenden Anlagen solange weiter zu betreiben, als sie sicher sind und keine anderen Möglichkeiten bestehen, mit denen das CO2-Ziel erreicht werden kann".
Quelle
H.R.