Ereignisse in der Ukraine gemäss Informationen der IAEO vom 5. April 2022
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) verfolgt die Situation in der Ukraine und ist im ständigen Kontakt mit dem State Nuclear Regulatory Inspectorate of Ukraine (SNRIU). Die Arbeitsbedingungen im Kernkraftwerk Saporoschje, das unter russischer Kontrolle steht, sind für das Personal sehr herausfordernd. Nach dem Abzug der russischen Truppen aus Tschernobyl können nun dort der Schichtwechsel und die Hilfs- und Unterstützungsmission der IAEO geplant sowie behördliche Kontrollen wieder aufgenommen werden.
Die folgende Zusammenfassung basiert auf IAEO-Informationen.
Schwierige Arbeitsbedingungen in Saporoschje
Die Ukraine informierte die IAEO am 4. April 2022 darüber, dass «die Moral und der emotionale Zustand» der Mitarbeiter des Kernkraftwerks Saporoschje einen Monat nach der Einnahme des Standorts durch russische Streitkräfte «sehr niedrig» seien, so IAEO-Generaldirektor Grossi. Erneut hat Grossi – wie auch in den vergangenen Wochen – grosse Besorgnis über die extrem stressigen und schwierigen Arbeitsbedingungen für das Personal geäussert, das während des Konflikts die ukrainischen Kernkraftwerke betreibt. Im Rahmen der nuklearen Sicherheit und Sicherung von Kernanlagen müsste das Personal unter anderem Entscheidungen ohne ungebührlichen Druck treffen können.
«Es ist inakzeptabel und unhaltbar, dass das Personal unter Umständen arbeitet, die sein Wohlbefinden ernsthaft beeinträchtigen und sich somit negativ auf den sicheren Betrieb dieser kerntechnischen Anlagen auswirken können», hält Grossi fest und würdigte die Arbeit der Mitarbeiter an den ukrainischen Nuklearstandorten.
IAEO-Hilfe in Planung nach Rückzug russischer Truppen aus Tschernobyl
Die russischen Streitkräfte haben die Nuklearanlagen von Tschernobyl fünf Wochen lang kontrolliert. Die Ukraine informierte die IAEO am Donnerstag, 31. März 2022, dass die russischen Streitkräfte schriftlich die Kontrolle über das Kernkraftwerk Tschernobyl an das ukrainische Personal übergeben und das Kernkraftwerk verlassen hätten. Gemäss Angaben von IAEO-Generaldirektor Grossi haben ihm hochrangige russische Beamte – bei seinem Treffen in der russischen Stadt Kaliningrad vom Freitag, 1. April, – diesen Abzug bestätigt.
Bereits zuvor, am 30. März, hatte IAEO-Generaldirektor Grossi auch Gespräche mit Vertretern der Ukraine geführt. Bei den Gesprächen ging es um die Lage der ukrainischen Kernanlagen und um konkrete Massnahmen in Form technischer Hilfe zur Gewährleistung deren Sicherheit und Sicherung. «Generaldirektor Grossi beabsichtigt, so bald wie möglich eine Hilfs- und Unterstützungsmission der IAEO zum Kernkraftwerk Tschernobyl zu leiten, die erste einer Reihe solcher Missionen», teilte die IAEO am 2. April mit. Laut IAEO werden ihre Experten sowohl vor Ort als auch ausserhalb des Standorts technische Bewertungen und Beratung anbieten. Ausserdem werde die IAEO bei Bedarf Sicherheitsausrüstungen liefern.
Schichtwechsel in Tschernobyl wird vorbereitet
Während der russischen Besetzung von Tschernobyl konnte nur ein Schichtwechsel durchgeführt werden. Kampfhandlungen und die unklare Lage in Slawutytsch, wo viele in Tschernobyl Beschäftigte leben, verunmöglichten laut IAEO und SNRIU aber während der letzten rund zwei Wochen einen weiteren Schichtwechsel. Gemäss SNRIU können die Vorbereitungen für den nächsten Personalwechsel im Kernkraftwerk Tschernobyl nun wieder fortgesetzt werden, einschliesslich der Bewertung der Sicherheit des Personals. So ein Wechsel sei aber nur möglich, wenn die Sicherheitsbedingungen dies zuliessen, so SNRIU.
Behördliche Kontrolle über Tschernobyl läuft wieder an
Am 2. April habe die Ukraine der IAEO mitgeteilt, dass SNRIU «die Möglichkeit» prüfe, die behördliche Kontrolle über die Nuklearanlagen in Tschernobyl wieder aufzunehmen. Am 5. April informierte nun die Ukraine die IAEO, dass der Prozess dazu begonnen habe. Zudem würden sich derzeit Vertreter der State Agency for Exclusion Zone Management in der Sperrzone aufhalten und führten Kontrollen in Lagern und anderen Einrichtungen ausserhalb des Kernkraftwerks Tschernobyl durch, so SNRIU.
Quelle
B.G. nach IAEO, Medienmitteilungen, 31. März sowie 1., 2., 4. und 5. April 2022