Ensi folgt Wenra-Empfehlungen zur Überprüfung der Reaktordruckbehälter

Auch die Schweizer Kernkraftwerke Beznau und Gösgen müssen das Grundmaterial der Reaktordruckbehälter nach möglichen Herstellungsfehlern untersuchen. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) setzt mit dieser Forderung eine Empfehlung der Western European Nuclear Regulators’ Association (Wenra) um.

4. Sep. 2013

Nachdem im Sommer 2012 in den belgischen Kernkraftwerken Doel-3 und Tihange-2 ein verbessertes Prüfverfahren zahlreiche Befunde im Grundmaterial der Reaktordruckbehälter angezeigt hatte, verlangte das Ensi von den Kernkraftwerken Beznau und Gösgen bereits vor der Publikation entsprechender Wenra-Empfehlungen die Zusammenstellung von Informationen über Herstellung, Grundwerkstoff und Prüfung der Reaktordruckbehälter-Schmiedeteile. Die Unterlagen hat das Kernkraftwerk Gösgen bereits eingereicht. Bis Ende September müssen jene des Kernkraftwerks Beznau dem Ensi vorliegen.

Zudem sind jetzt zusätzliche Untersuchungen mittels Ultraschall im Rahmen der nächsten Wiederholungsprüfung der Reaktordruckbehälter-Schweissnähte im Laufe der nächsten drei Jahre angesetzt. «Damit wollen wir sicherstellen, dass mögliche wasserstoffinduzierte Fehler im Grundmaterial der Reaktordruckbehälter sicher ausgeschlossen werden können», erklärte Georg Schwarz, stellvertretender Ensi-Direktor und Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke. Solche Wasserstoffeinschlüsse können beim Schmieden des Stahls entstehen.

Befunde in Belgien kein Sicherheitsproblem

Die belgische Agence fédérale de contrôle nucléaire (FANC-AFCN) liess die Befunde im Grundmaterial der Reaktordruckbehälter von Doel-3 und Tihange-2 detailliert abklären. Im Frühling 2013 kam sie zum Schluss, dass ein Weiterbetrieb der beiden Anlagen aus ihrer Sicht möglich ist.

Die Wenra befasste sich ebenfalls intensiv mit den Befunden in Belgien. «Auch wenn die eingehenden Prüfungen der Reaktordruckbehälter der Kernkraftwerke Doel-3 und Tihange-2 in Belgien gezeigt haben, dass die im vergangenen Jahr entdeckten Befunde kein Sicherheitsrisiko darstellen, sind wir der Ansicht, dass eine Überprüfung der Druckbehälter in allen europäischen Kernkraftwerken wichtig und notwendig ist», erklärte Hans Wanner, Wenra-Vorsitzender und Ensi-Direktor. Die Wenra habe deshalb dazu jetzt Empfehlungen veröffentlicht.

Mühleberg und Leibstadt bereits abgeklärt

Als Reaktion auf die ersten Berichte aus Belgien führte die BKW Energie AG bereits im Rahmen der Jahresrevision 2012 am Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Mühleberg zusätzliche Ultraschallprüfungen durch, um jegliche Fehler in den Herstellungs- und Überwachungsprozessen vor der Inbetriebnahme auszuschliessen. Die Auswertung der Prüfdaten ergab, dass der Reaktordruckbehälter intakt ist.

Das Kernkraftwerk Leibstadt gehört gemäss den Abklärungen des Ensi, die bereits vor einem Jahr durchgeführt wurden, nicht zu den möglicherweise betroffenen Anlagen.

Quelle

M.A. nach Ensi, Medienmittteilung, 29. August 2013

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