EBRD und Ukraine unterzeichnen zwei Tschernobyl-Abkommen
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in London und die ukrainischen Behörden haben zwei Abkommen zur Finanzierung von Sanierungsprojekten in Tschernobyl unterzeichnet. Das erste Abkommen deckt die Auslegung und den Bau einer neuen Einschlusshülle für den 1986 zerstörten Reaktor 4 finanziell ab, das zweite die Fertigstellung des Zwischenlagers für die bestrahlten Brennelemente aus den Blöcken 1-3.
Die beiden Abkommen werden es dem staatlichen Unternehmen Chernobyl Nuclear Power Plant (ChNPP) ermöglichen, internationalen Konsortien Aufträge zur Verwirklichung der beiden Projekte zu erteilen. Der Abschluss der entsprechenden Verhandlungen wird für die kommenden Wochen erwartet.
New Safe Containment bald in Bau
Den Bau der New Safe Containment genannten Einschlusshülle finanziert der Chernobyl Shelter Fund, den die EBRD seit seiner Gründung 1997 verwaltet. Die Beiträge für den Fonds stammen von der EU, den USA, der Ukraine und 27 weiteren Geberländern, darunter der Schweiz. An der Versammlung vom 17. Juni 2007 gab die Trägerschaft des Fonds eine erste Tranche von USD 330 Mio. (CHF 400 Mio.) frei. Damit erhielt die EBRD grünes Licht, das Finanzierungsabkommen zu unterzeichnen. Die Gesamtkosten werden auf USD 1,0-1,25 Mrd. (CHF 1,2-1,5 Mrd.) geschätzt.
Die Auslegung der Einschlusshülle - eine 108 m hohe massive Struktur, die über das bestehende Schutzgebäude geschoben werden soll - war schon 2004 genehmigt und die Errichtung international ausgeschrieben worden. Die Verhandlungen mit den Anbietern sind indessen noch nicht abgeschlossen. Gemäss Äusserungen des stellvertretenden ukrainischen Ministers für Notfallschutz, Wolodimir Holoscha, vor einem parlamentarischen Ausschuss steht das Angebot eines europäischen Konsortiums unter der Führung der französischen Groupe Vinci an erster und das Angebot eines von der amerikanischen CH2M Hill vertretenen Konsortiums an zweiter Stelle.
Fertigstellung des Zwischenlagers
Die Finanzierung des zweiten Abkommens über das Zwischenlager erfolgt zu Lasten des Nuclear Safety Account der EBRD. Dieser wurde 1993 als Teil der G7-Initiative zur Verbesserung der nuklearen Sicherheit in Mittel- und Osteuropa geschaffen. An der Finanzierung sind neben der EU 14 Länder - darunter die Schweiz - beteiligt. Am 18. Juli 2007 gab die Trägerschaft die USD 34 Mio. (CHF 41 Mio.) frei, die für die erste Phase des Projektabschlusses veranschlagt sind.
Ursprünglich sollte gemäss einem Vertrag von 1999 ein internationales Konsortium unter der Führung der französischen Areva NP das Zwischenlager für die rund 20'000 bestrahlten Brennelemente aus den Blöcken 1-3 von Tschernobyl errichten. Es umfasste eine Konditionierungsanlage sowie die nötige Anzahl Lagermodule aus Stahl und Beton, um den Brennstoff bis zu 100 Jahre lange zu lagern. 2003 wurden erhebliche Differenzen zwischen der Auslegung durch das Konsortium und den Vorstellungen der ChNPP als künftiger Betreiberin festgestellt und die Arbeiten sistiert. Am 23. April 2007 schliesslich einigten sich die Areva NP und die ChNPP gütlich auf eine vorzeitige Beendigung des Vertrags von 1999.
Das neue Abkommen mit der EBRD ermöglicht es der ChNPP jetzt, für die Fertigstellung einen neuen Auftrag zu erteilen. Laut ChNPP sind Verhandlungen mit einer Unternehmensgruppe im Gang, mit der bereits seit zwei Jahren Diskussionen über mögliche technische Lösungen laufen.
Quelle
P.B. nach EBRD, Pressemitteilung, 8. August, ChNPP, Medienmitteilung, 8. Mai, und Ukrinform, Pressemitteilung, 16. März 2007
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