Die Haltung des IPCC gegenüber der Kernenergie

Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) anerkennt die Kernenergie als eines der wirksamen Mittel zur Reduktion der CO2-Emissionen. Der jüngste Bericht des IPCC prüft verschiedene Möglichkeiten zur Verringerung der CO2-Emissionen. Dabei werden auch die Kernenergie sowie ihre Kosten, ihr Potenzial für eine CO2-Reduktion und die Beherrschung der Sicherheitsfragen analysiert. Das Fazit des IPCC ist klar: Die Kernenergie ist ein leistungsfähiges und kostengünstiges Mittel, um die CO2-Emissionen zu senken.

10. Feb. 2008

Der «4th Assessment Report» des IPCC widmet seinen im Mai 2007 erschienenen dritten Band «Mitigation of Climate Change» den Präventivmassnahmen gegen die Klimaveränderung, d.h. den Mitteln zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Die wichtigsten anerkannten und geprüften Massnahmen sind die Energieeffizienz, die Entwicklung erneuerbarer Energien, die Senkung oder Sequestrierung von CO2-Emissionen aus fossiler Energie und - eine Neuerung gegenüber den früheren Berichten - die Kernenergie.

Das IPCC stellt zunächst fest, dass die Kernkraftwerke mit einem Anteil von 16% der weltweiten Stromproduktion die globalen CO2-Emissionen im Vergleich zur herkömmlicher Stromproduktion bereits um 6 bis 10% senken. Bei dieser herkömmlichen Produktion entfällt heute sowohl in den westlichen Ländern als auch in den Entwicklungsländern ein hoher Anteil von weltweit rund zwei Dritteln auf die fossilen Brennstoffe. Der Bericht analysiert die Kosten einer eingesparten Tonne CO2 und zeigt auf, dass sie bei unter USD 20 liegen oder oft sogar negativ sind. Zurückzuführen ist dies darauf, dass die Stromproduktion aus Kernenergie günstiger ist als die Erzeugung aus anderen Energiequellen, insbesondere aus fossilen Brennstoffen.

Die Kernenergie kann die CO2-Emissionen der Elektrizitätsbranche erheblich senken. Dank Kernenergie und Wasserkraft produzieren Länder wie Frankreich, Schweden und die Schweiz nahezu kohlenstofffrei Strom. Diese Länder sind aber heute die Ausnahme. Das Substitutionspotenzial ist in der Elektrizitätsbranche somit enorm, denn diese ist mit 25,9% der Gesamtemissionen der weltweit grösste CO2-Produzent, gefolgt von der Industrie (19,4%) und dem Verkehr (13,1%).

Ein erhebliches Potenzial der CO2-Reduktion besitzt die Kernenergie zudem anerkanntermassen in den Bereichen Wärme (Fernheizung und Wärmepumpen), Mobilität (Elektroantrieb) und Produktion von Wasserstoff als Energieträger, der auch im Mobilitätsbereich Verwendung findet. Im Vergleich mit anderen Mitteln zur Reduktion der CO2-Emissionen gesteht das IPCC somit der Kernenergie ein sehr hohes und Potenzial und günstige Kosten zu.

Das IPCC stellt auch fest, dass die Uranressourcen kein Hindernis darstellen und Brutreaktoren in Verbindung mit der Wiederaufarbeitung sogar sehr langfristige Perspektiven eröffnen (tausende von Jahren).

Das IPCC hat sich auch mit Fragen der Reaktorsicherheit und des Abfallmanagements sowie mit den Befürchtungen der Bevölkerung und der politischen Opposition als Haupthindernis für einen weiteren Ausbau der Kernenergie befasst. Das IPCC stellt fest, dass trotz der Kontroverse wirksame technische Lösungen bestehen und dass sie bei richtiger Anwendung eine sehr hohe Sicherheit gewährleisten. Die Experten des IPCC empfehlen den Staaten, die Kernenergie in ihre Energiepolitik zu integrieren und den Bedenken der Bevölkerung mit besserer Information zu begegnen.

Kommentar

Nachdem die Kernenergie in IPCC-Kreisen lange Zeit eher tabu war, haben die Experten den Schritt gewagt und sich an eine intelligente wissenschaftliche Analyse gewagt, ohne vor dem Hintergrund ihrer früheren Haltung etwas schönzureden. Die positive Beurteilung der Kernenergie als ein wichtiges Mittel, Versorgungssicherheit mit Umwelt- und Klimaschutz zu vereinbaren, bestätigt, dass die Kernenergie verdient, besser bekannt zu werden (Jean-François Dupont).

Quelle

J.D. nach IPCC 4th Assessment Report 2007, Working Group III Report «Mitigation of Climate Change»

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