Diablo Canyon: weitere Unterstützung für Weiterbetrieb
Der Aufsichtsrat des kalifornischen County San Luis Obispo, wo sich das Kernkraftwerk Diablo Canyon befindet, befürwortet einen Aufschub der Abschaltung der Zwei-Block-Anlage. Er hat mit drei gegen eine Stimme den Gouverneur Gavin Newsom aufgefordert, «mit der Betreiberin Pacific Gas and Electricity Company (PG&E) zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass sie Zugang zu allen Genehmigungen hat, die für den Weiterbetrieb des Kernkraftwerks Diablo Canyon erforderlich sind».
Die Abstimmung erfolgte im Anschluss an eine Stellungnahme von Jacopo Buongiorno, Professor für Nukleartechnik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Mitverfasser einer im November 2021 veröffentlichten Studie, in welcher der potenzielle Wert von Diablo Canyon für die Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels in Kalifornien sowie sein Potenzial bei der Wasserentsalzung und der Wasserstofferzeugung neu bewertet wurde.
Die MIT-Studie «An Assessment of the Diablo Canyon Nuclear Plant for Zero-Carbon Electricity, Desalination, and Hydrogen Production» kam zum Schluss, dass ein Weiterbetrieb des Kraftwerks mehrere Vorteile hätte, da dadurch die Kohlenstoffemissionen des Stromsektors reduziert und gleichzeitig den Steuerzahlern Milliarden von Dollar erspart würden. Zudem wäre es nicht notwendig, grosse Flächen für die Erzeugung erneuerbarer Energien zu erschliessen, nur um die Leistung der Anlage zu ersetzen. Diablo Canyon könnte ausserdem entsalztes Wasser bereitstellen, um die chronische Wasserknappheit in der Region zu beheben, und kohlenstofffreien Wasserstoff für den Transport bereitstellen.
Nach Angaben der American Nuclear Society (ANS) nahm Tom Jones, PG&E-Direktor für Regierungsbeziehungen, an der Sitzung des Aufsichtsrats teil. «Wir haben die Studie geprüft und haben den grössten Respekt vor den Autoren und ihren Ergebnissen», sagte er. Das regulatorische Umfeld sei jedoch im Bericht nicht analysiert worden. «Wir haben ein Markt- und ein Regulierungsproblem bei der Verlängerung der Betriebsbewilligung, um die sich das Unternehmen von 2009 bis 2016 bemühte. Damit ist die staatliche Politik nicht so ausgerichtet worden, dass ein weiterer Betrieb von Diablo Canyon möglich wäre. Wir bleiben derzeit auf Kurs für die Stilllegung im Jahr 2025.»
PG&E hatte im August 2016 angekündigt, das Kernkraftwerk Diablo Canyon aufgrund von Markt- und Regulierungsproblemen am Ende seiner 40-jährigen Laufzeit (November 2024 für Block 1 und August 2025 für Block 2) vom Netz zu nehmen. Im Januar 2018 genehmigte die California Public Utilities Commission den Vorschlag für die vorzeitige Stilllegung von Diablo Canyon, den PG&E in Abstimmung mit den Gewerkschaften und Umweltverbänden vorgelegt hatte. PG&E erklärte damals, dass die neue Energiepolitik des Bundesstaates den Bedarf an der Stromerzeugung des Kraftwerks erheblich reduzieren würde.
Anfang Februar 2022 forderten 79 Wissenschafter, Akademiker und Unternehmer aus verschiedenen Bereichen – darunter Buongiorno und der ehemalige amerikanische Energieminister Steven Chu – den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom in einem offenen Brief auf, die Abschaltung der beiden Blöcke von Diablo Canyon, dem einzigen kommerziellen Kernkraftwerk Kaliforniens und dessen wichtigste Quelle für sauberen Strom, aufzuschieben.
Quelle
M.A. nach NucNet, 23. Februar 2022
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