Deutschland: Studie zu Laufzeitverlängerungen

Eine Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke um 12 bis 20 Jahre hätte eine Reduktion der Strompreise bis 2030 um rund EUR 8 Mrd. zur Folge. Dies ist eines der Ergebnisse einer neuen Studie, die im Auftrag der deutschen Bundesregierung als Entscheidungsgrundlage für ihr Energiekonzept erstellt worden ist.

6. Sep. 2010
Laufzeitverlängerung als Segen für die deutsche Wirtschaft? – Die zwei uneinigen Regierungsvertreter Norbert Röttgen (links) und Rainer Brüderle bei der Präsentation einer neuen Studie.
Laufzeitverlängerung als Segen für die deutsche Wirtschaft? – Die zwei uneinigen Regierungsvertreter Norbert Röttgen (links) und Rainer Brüderle bei der Präsentation einer neuen Studie.
Quelle: BMU

Der deutsche Umweltminister, Norbert Röttgen, und der Wirtschaftsminister, Rainer Brüderle, haben am 30. August 2010 die Studie «Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung» gemeinsam vorgestellt. Erarbeitet haben die Studie in Zusammenarbeit die Prognos AG (Basel), das Energiewirtschaftliche Institut der Universität Köln (ewi) und die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (gws/Osnabrück). In neun Szenarien werden unterschiedliche Pfade in die Energiewirtschaft der Zukunft beschrieben.

Ohne Laufzeitverlängerung werden Klimaziele verfehlt

Das Referenzszenario beschreibt die deutsche Energiezukunft bei Fortsetzung der gegenwärtigen Trends. Hier bleibt es bei den bestehenden gesetzlichen Regelungen, wonach die letzten Kernkraftwerke 2022 endgültig abgeschaltet werden. Die Energieeffizienz steigt moderat an, technologische Umbrüche werden keine erwartet. Die Treibhausgasemissionen sinken in diesem Referenzszenario bis 2050 um 62% gegenüber 1990. Somit werden die Ziele der deutschen Bundesregierung – minus 40% bis 2020 und mindestens minus 80% bis 2050 – verfehlt.

Acht Zielszenarien skizzieren demgegenüber eine andere energiewirtschaftliche Zukunft, die von den erneuerbaren Energien und der Ausschöpfung der Effizienzpotenziale geprägt sind, so das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) in seiner Medienmitteilung. Ausserdem untersucht wurden die Effekte unterschiedlicher Laufzeiten der bestehenden Kernkraftwerke. So werden Laufzeitverlängerungen zwischen 4 und 28 Jahren variiert und unterschiedliche Kosten für die Nachrüstung der derzeit 17 in Betrieb stehenden Werke angenommen.

Volkswirtschaftlicher Nutzen aus Laufzeitverlängerungen?

Dass die Studie unterschiedliche Lesearten zulässt, wurde bei der Präsentation vor den Medien klar. Nach Wirtschaftsminister Brüderle zeigt die Studie, dass sich der grösste volkswirtschaftliche Nutzen aus Laufzeitverlängerungen zwischen 12 und 20 Jahren ergebe. Die Kernenergie sei weiter nötig, um den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sicherzustellen. Bei einer Verlängerung der Laufzeit um 20 Jahre würde der Anteil von CO2-freiem Strom bis auf 75% steigen. Für Umweltminister Röttgen hingegen zeigt die Studie, dass längere Laufzeiten nur eine marginale, aber keine entscheidende Bedeutung hätten. Die Auswirkungen auf den Klimaschutz und den Strompreis seien äusserst gering.

Weiterhin gespannt darf also das neue Energiekonzept der deutschen Bundesregierung erwartet werden, das in den nächsten Tagen präsentiert werden soll.

Quelle

D.S. nach BMU, Medienmitteilung und Studie, 30. August 2010

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