Deutschland: gefährdete Versorgungssicherheit
Das Stromversorgungssystem in Deutschland arbeitete im Winter 2011/12 an seiner Leistungsgrenze. Nur mit grössten Anstrengungen der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber und Zurückgreifen auf internationale Verbindungen konnte der stabile Betrieb des Hoch- und Höchstspannungsnetzes gewährleistet werden.
Die deutschen Übertragungsnetz-Betreibergesellschaften, die 50Hertz Transmission GmbH, die Amprion GmbH, die TenneT TSO GmbH und die TransnetBW GmbH (bisher EnBW Transportnetze AG) haben Bilanz über den Betrieb im letzten Winter gezogen. Sie macht sehr deutlich, in welch schwieriger Lage sich die deutschen Übertragungsnetze derzeit befinden, konstatieren die vier Unternehmen in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Mit der Abschaltung von Kernkraftwerken und der zunehmenden Einspeisung der schwankenden erneuerbaren Energien seien die Netze einer extrem hohen Belastung ausgesetzt. Um sie stabil zu halten und überall die sichere Stromversorgung zu garantieren, müssen Übertragungsnetzbetreiber immer häufiger massiv eingreifen, etwa durch das Hoch- und Herunterfahren von Kraftwerken. Von Oktober 2011 bis März 2012 sei es im gesamten deutschen Netzgebiet fast täglich zu Netzbelastungen gekommen, die schnelles Eingreifen nötig machten. Diese starke Zunahme zeige, dass das deutsche Höchstspannungsnetz an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit betrieben werde und damit im Falle von Störungen die Wahrscheinlichkeit grossflächiger Stromausfälle zugenommen habe.
Situation bleibt schwierig
Wegen der veränderten Erzeugungslandschaft bleibe die Situation für die Netze weiterhin sehr schwierig. Daher bereiteten sich die Übertragungsnetzbetreiber bereits auf den kommenden Winter vor. So sollen spezielle neue Netzkomponenten installiert werden, die Blindleistung erzeugen und damit zur Spannungshaltung beitragen. Ein sogenannter Phasenschieber am ehemaligen Kernkraftwerk Biblis sei bereits im Februar 2012 in Betrieb genommen worden.
Quelle
D.S. nach 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW, gemeinsame Medienmitteilung, 23. April 2012