Deutschland: erste Artemis-Mission beendet
Deutschland erfüllt die international geltenden Sicherheitsstandards der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) für die Entsorgung radioaktiver Abfälle. Es sollte aber die Überwachung der Umsetzung seines Programms zur Entsorgung radioaktiver Abfälle und abgebrannter Brennelemente verbessern und die Kostenschätzungen für die Beseitigung von Altabfällen aus der Schachtanlage Asse II aktualisieren. Dies geht aus dem Berichtsentwurf der sogenannten Artemis-Mission der IAEO hervor.
Im Rahmen des ersten Integrated Review Service for Radioactive Waste and Spent Fuel Management, Decommissioning and Remediation (Artemis) in Deutschland besuchten Fachleute der IAEO vom 23. September bis 4. Oktober 2019 Vertreterinnen und Vertreter aus Ministerien, Behörden und Organisationen. Der thematische Schwerpunkt einer Artemis-Mission liegt auf der Entsorgung radioaktiver Abfälle. Neben den gesetzlichen Regelungen sowie den Aufgaben und Zuständigkeiten der Behörden wurden auch die Art der anfallenden Abfälle sowie die Planung und das Vorgehen bei der Entsorgung analysiert.
Mehr Transparenz nötig
Deutschland verfügt laut Vorbericht über einen gut entwickelten Rahmen für die sichere und verantwortungsvolle Entsorgung radioaktiver Abfälle und ausgedienter Brennelemente. Mit dem nationalen Entsorgungsprogramm und den erfolgten organisatorischen Veränderungen in diesem Bereich sind nach dem Ergebnis der Expertenkommission die Weichen richtiggestellt. Die Regierung sollte jedoch ein verbessertes Verfahren für die Überwachung der Umsetzung des landesweiten Programms zur Entsorgung radioaktiver Abfälle und ausgedienter Brennelemente einführen. Auch sollte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Absprache mit dem Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) in Erwägung ziehen, ihre Standortauswahlkriterien bei der Suche nach einem Standort für ein Endlager für hochaktive Abfälle öffentlich bekannt zu machen.
Das IAEO-Expertenteam forderte ausserdem das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) auf, die Kostenabschätzungen für das Programm zur Entsorgung radioaktiver Abfälle und ausgedienter Brennelemente zu aktualisieren und die Kosten für die Rückholung von Abfällen aus dem Bergwerk Asse II zu berücksichtigen. Asse II befindet sich südöstlich von Hannover in Niedersachsen und ist ein ehemaliges Salzbergwerk, in dem rund 126’000 Fässer radioaktives Material gelagert werden. Deutschland plant, diese Abfälle zurückzuholen und bis zur endgültigen Entsorgung an einem Standort zwischenzulagern. Für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle sieht das Konzept des BMU zwei Standorte vor: das bereits genehmigte Endlager Konrad im niedersächsischen Salzgitter für schwach- und mittelaktive Abfälle und einen noch festzulegenden Standort für hochaktive Abfälle. Das Konzept sieht keine Erweiterung von Konrad mehr vor, wie ursprünglich vorgeschlagen.
Die IAEO wird den endgültigen Bericht in drei Monaten veröffentlichen.
Quelle
M.A. nach IAEO, Medienmitteilung, 9. Oktober, sowie BfE und BMU, Medienmitteilungen, 4. Oktober 2019