Das Potenzial für öffentlich-private Partnerschaften im indischen Kernenergieprogramm

Indiens Pläne, private Unternehmen zu Investitionen in Kernkraftprojekte einzuladen, ist ein bahnbrechender erster Schritt, da das Land ehrgeizige Ziele für die Nutzung der Kernenergie verfolgt. Dies hat das Center on Global Energy Policy erklärt.

3. Apr. 2024
Kernkraftwerk Kakrapar (vier Druckschwerwasserreaktoren)
Die indische Regierung plant, erstmals private Investitionen in die Kernenergie erlauben. Das Bild zeigt das Kernkraftwerk Kakrapar, das vier Druckschwerwasserreaktoren (2x 202 MW und 2x 630 MW) umfasst.
Quelle: Department of Atomic Energy

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte – mit Verweis auf zwei Regierungsquellen – im Februar 2024 gemeldet, dass Indien private Unternehmen einladen wolle, rund USD 26 Mrd. in den indischen Kernenergiesektor zu investieren. Damit solle die Strommenge aus Quellen, die keine Kohlendioxidemissionen erzeugen, erhöht werden.

Laut dem Center on Global Energy Policy (CGEP) at Columbia University’s School of International and Public Affairs deutet dies auf eine wachsende Rolle des Privatsektors beim Ausbau der indischen Kernkraftkapazitäten hin, auch wenn der Betrieb der Kernkraftwerke weiterhin beim staatlichen Unternehmen Nuclear Power Corporation of India Ltd (NPCIL) liege. Die Unternehmen, die Berichten zufolge im Spiel sind – Tata Power (eines der grössten Stromerzeugungsunternehmen des Landes), Reliance Industries, Adani Power und Vedanta Limited –, könnten jeweils rund USD 5,3 Mrd. investieren und Einnahmen aus dem Stromverkauf erzielen, erklärte CGEP. Die NPCIL habe nach alternativen Strategien und Kooperationen gesucht, um Kapital für Kernkraftprojekte zu generieren, und das zu einer Zeit, in der auch der indische Privatsektor Interesse am Besitz und Betrieb von Kernkraftwerken im Lande gezeigt habe.

Privates Engagement schrittweise einführen
Das indische Department of Atomic Energy (DAE) zögert gemäss CGEP jedoch, die Türen für den privaten Sektor zu öffnen, da die Erzeugung von Atomstrom einen erheblichen Transfer von sensiblem Wissen und Technologie erfordert. Zudem erfordere der Betrieb von Kernkraftwerken die strikte Einhaltung hoher Sicherheitsstandards und Sicherungsmassnahmen sowie die Beherrschung des einzigartigen indischen Haftungssystems für Kernkraftwerke, so CGEP. «Zusammengenommen bedeutet dies, dass ein verstärktes privates Engagement im Bereich der Kernenergie ein schrittweiser Prozess sein muss – und kritische Investitionen sind ein logischer erster Schritt für den privaten Sektor, um sich mit wichtigen Aspekten des indischen Kernenergiesektors vertraut zu machen.»

Liberalisierung wird Kapital in neuen Bereichen anziehen
Laut CGEP wird die Liberalisierung dem indischen Kernenergieprogramm helfen, durch Joint Ventures und privates Beteiligungskapital zusätzliches Kapital in neuen Bereichen anzuziehen. Private Investitionen könnten in Kernkraftwerke, Land- und Wasserressourcen und Bautätigkeiten in Bereichen ausserhalb der Reaktorgelände der Anlagen zugelassen werden. Die NPCIL werde weiterhin die Kraftwerke bauen und betreiben und sich um die Brennstoffversorgung kümmern, was einige der Bedenken des DAE hinsichtlich einer Partnerschaft mit privaten Unternehmen zerstreuen dürfte, meint CGEP.

Die NPCIL betreibt derzeit 24 Kernkraftreaktoren, wovon 4 in einem längerfristigen Betriebsstillstand sind. Im Februar 2024 teilte das Unternehmen mit, Indien plane, bis 2031–32 18 weitere Kernkraftwerkseinheiten in seinen Energiemix aufzunehmen, wodurch die Gesamtkernkraftkapazität des Landes auf 22’400 MW steigen würde. Die NPCIL erklärte, dass zusätzlich zu den sieben bereits in Bau befindlichen Reaktorblöcken zehn neue Reaktorblöcke mit einer Gesamtkapazität von 7000 MW geplant sind, die sich in der «Vorprojektphase» befinden. Sobald die neue Vereinbarung über Investitionen aus dem Privatsektor umgesetzt ist, werden die Unternehmen wahrscheinlich an einigen der Vorprojektaktivitäten künftiger Projekte beteiligt sein.

Quelle

M.A. nach NucNet, 25. März 2024, Center on Global Energy Policy, Medienmitteilung, 13. März 2024 und Reuters, 21. Februar 2024

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