China entscheidet sich für Westinghouse
Nach einem langen Auswahlverfahren hat sich China für den fortgeschrittenen Druckwasserreaktor AP1000 der Westinghouse Electric Company als Technologiebasis für den Bau von vier weiteren Kernkraftwerken entschieden.
Am 16. Dezember 2006 haben in Beijing der amerikanische Energieminister Samuel Bodman und Ma Kai, Vorsitzender der chinesischen National Development and Reform Commission (NDRC), ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das Westinghouse den Weg für den Bau von vier Reaktorblöcken in China ebnet. Demnach sollen je zwei AP1000-Einheiten an den Standorten Sanmen (Provinz Zheijang) und Yangjiang (Provinz Guangdong) errichtet werden.
Wahl aus drei Konkurrenzofferten
Zum Auftragsvolumen machte das von Westinghouse angeführte Konsortium keine Angaben, sondern kündigte an, dass nun die definitiven Verträge ausgearbeitet werden. Westinghouse rechnet mit der Schaffung und Erhaltung von rund 5000 gut bezahlten Arbeitsplätzen in den USA. Das amerikanisch-britische Unternehmen Westinghouse ist im Oktober 2006 von der japanischen Toshiba Corporation übernommen worden.
Der Entscheid erfolgte nach langen Verhandlungen, nachdem neben Westinghouse im Februar 2005 auch die französische Areva-Gruppe und die russische Atomstroiexport ihre Offerten vorgelegt hatten. Areva offerierte vier Druckwasserreaktoren vom ebenfalls fortgeschrittenen Typ EPR. Atomstroiexport schlug den Bau von vier weiteren WWER-1000-Druckwassereinheiten vor, nachdem zwei solche Blöcke kürzlich in China ans Netz gegangen sind.
Reaktortyp der dritten Generation
Wie der EPR gehört der AP1000 zu den Reaktorsystemen der fortgeschrittenen dritten Generation. Am 30. Dezember 2005 hatte die amerikanische Nuclear Regulatory Commission (NRC) die Standardauslegung des AP1000 genehmigt. Während der weltweite erste EPR in Olkiluoto in Finnland im Bau ist, wurde bisher noch kein AP1000 in Auftrag gegeben. In den USA ist der AP1000 nach Angaben von Westinghouse jedoch für ein Dutzend neuer Kernkraftwerke ins Auge gefasst worden.
Der AP1000 (Advanced Passive Plant) verfügt über eine elektrische Leistung von rund 1100 MW und zeichnet sich durch passive, von der Schwerkraft und der natürlichen Konvektion angetriebene Sicherheitssysteme aus. Das robuste Design vereinfacht zudem Bau und Betrieb dieses Reaktorsystems. Der AP1000 ist aus dem kleineren AP600 weiterentwickelt worden, der in den 1990er-Jahren angesichts der tiefen Preise für Erdgas keine Abnehmer fand.
Kontinuierlicher Ausbau der Kernenergie
In China stehen gegenwärtig elf Reaktorblöcke in Betrieb, nachdem dieses Jahr die beiden russischen WWER-1000-Einheiten Tianwan-1 und -2 ans Netz gegangen sind. Weiter stehen gegenwärtig vier Blöcke im Bau (vgl. Karte). Die beiden Blöcke Ling-Ao-3 und -4 werden von chinesischen Unternehmen gebaut und basieren auf französischer Technologie. Qinshan-II-3 und -4 gehen demgegenüber auf ein rein chinesisches Design zurück.
Quelle
M.S. nach DOE und Westinghouse, Medienmitteilungen, 16. Dezember 2006
Verwandte Artikel
Verträge für vier AP1000 in China unterzeichnet
30. Juli 2007•NewsNRC-Neuzertifizierung des AP1000 eingeleitet
5. Juni 2007•NewsUSA und China: Zusammenarbeit beim AP1000
5. Juni 2007•NewsWestinghouse-Verkauf an Toshiba abgeschlossen
16. Okt. 2006•NewsAP1000 zertifiziert
29. Dez. 2005•NewsDrei Angebote für vier KKW-Blöcke in China
13. März 2005•News