Cern: neues Teilchen bleibt vorerst «Higgs-ähnlich»
Das neue Teilchen, welches das Europäische Kernforschungszentrum Cern in Genf letztes Jahr beobachtet hat, sieht einem Higgs-Boson immer ähnlicher. Dies haben Physiker des Cern am 6. März 2013 an den Rencontres de Moriond im italienischen La Thuile berichtet.
Damit das im Juli 2012 am Cern beobachtete neue Teilchen, dessen Eigenschaften mit den erwarteten Eigenschaften des Higgs-Teilchens – einem elementaren Boson – übereinstimmen, definitiv als Higgs-Teilchen anerkannt werden kann, ist laut Cern eine detaillierte Analyse seiner Eigenschaften und seiner Interaktion mit anderen Teilchen nötig. Seit der Beobachtung seien viel mehr Daten analysiert worden, und diese Eigenschaften würden immer klarer.
Spin ausschlaggebend
Die Schlüsseleigenschaft, die darüber entscheidet, ob das Teilchen ein Higgs-Boson ist oder nicht, ist der Spin, so das Cern. Wenn das Teilchen einen Spin null hat, ist es ein Higgs-Teilchen. Wenn dem nicht so ist, wurde etwas anderes gefunden, das möglicherweise mit der Funktionsweise der Gravitation zu tun hat. Alle bisher durchgeführten Analysen deuteten laut den in La Thuile vorgestellten Ergebnissen zwar stark auf einen Spin null hin. Doch die Möglichkeit, dass das Teilchen einen Spin zwei aufweise, sei nicht völlig auszuschliessen.
«Bis wir den Spin des Teilchens mit Sicherheit kennen, bleibt es ein ‹Higgs-ähnliches› Teilchen», erklärte Cern-Forschungsdirektor Sergio Bertolucci an der Tagung. «Erst wenn wir wissen, dass es einen Spin null hat, können wir es Higgs nennen.»
Auch wenn das Teilchen ein Higgs-Teilchen sein sollte, so wären die Analysen noch lange nicht beendet. Denn die Beobachtung könnte einerseits das in den 1960er-Jahren vorhergesagte Higgs-Teilchen sein, welches das Standardmodell der Teilchenphysik bestätigen würde. Andererseits könnte es aber auch ein «exotischeres» Teilchen sein, das über das Standardmodell hinausginge. Das herauszufinden verlange die sorgfältige Messung der Wechselwirkungen des neuen Teilchens mit anderen. Die Analyse könnte mehrere Jahre dauern, so das Cern weiter.
Quelle
M.A. nach Cern, Mitteilung, 6. März 2013