Bulgarien verzichtet auf Belene zugunsten Kosloduj-Ausbaus
Bulgarien will an der Donau keinen neuen Kernkraftwerksstandort ausbauen und stattdessen das Kernkraftwerk Kosloduj um eine neue Einheit erweitern. Dies gab der bulgarische Premierminister Bojko Borissow am 28. März 2012 bekannt.
Der Bau des Kernkraftwerks Belene-1 und -2 hatte bereits 1986 begonnen. Die Arbeiten kamen jedoch 1991 aus Geldmangel zum Stillstand, als Belene-1 zu 65% fertiggestellt war. Ab 2003 wurde das Projekt reaktiviert. Das neue Kernkraftwerk mit einer Leistung von rund 2000 MW sollte die vorzeitige Stilllegung von vier der sechs Blöcke des Kernkraftwerks Kosloduj mit zusammen 1632 MW Leistung kompensieren. Mit der Inbetriebnahme der beiden WWER-1000-Einheiten in Belene wurde 2016 beziehungsweise 2017 gerechnet.
Seit der Unterzeichnung des Bauvertrags für Belene-1 und -2 im Jahr 2006 haben das staatliche bulgarische Elektrizitätsunternehmen Natsionalna Elektricheska Kompania EAD (NEK) und die russische Atomstroiexport JSC ergebnislos über den Preis und die Finanzierung der Anlage verhandelt. Die beiden Unternehmen haben zuletzt Ende Oktober 2011 ein Zusatzabkommen zu ihrem Bauvertrag unterzeichnet und damit den Vertrag bis Ende März 2012 verlängert.
Doch jetzt ist die bulgarische Regierung zum Schluss gekommen, dass sie auf den Fertigbau des Werks verzichten will. Sie weist in ihrer Medienmitteilung darauf hin, dass der Bau einer siebten Kernkraftwerkseinheit am Standort Kosloduj realistischer sei. Die nötige Infrastruktur sei bereits vorhanden und das Projekt biete eine grössere Chance, einen strategischen Investor zu finden. Darüber hinaus sei der Bau einer 1000-MW-Einheit näher an der finanziellen Leistungsfähigkeit Bulgariens und entspräche eher dem Energiebedarf des Landes.
Quelle
D.S. nach bulgarischer Regierung, Medienmitteilung, 28. März 2012
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