Bulgarien: Parlament will für Block 7 in Kosloduj einen Westinghouse-Reaktor
Heute Dienstag, 17. Januar 2023, stellt das bulgarische Energieministerium eine nationale Energiestrategie für die nächsten 30 Jahre vor. Bereits am 12. Januar 2023 hat das bulgarische Parlament den Entwurf eines Beschlusses über den Bau einer neuen Kernkraftwerkseinheit am Standort Kosloduj angenommen. Bulgariens Übergangsregierung muss nun mit der Regierung der USA über den Bau eines AP1000-Reaktors von Westinghouse verhandeln.
Am 12. Januar 2023 hat das bulgarische Parlament (Nationalversammlung) einem Beschlussentwurf zugestimmt, bei dem es um die zu errichtenden Blöcke 7 und 8 des Kernkraftwerks Kosloduj geht. Der Beschluss verpflichtet den bulgarischen Ministerrat – und daher den verantwortlichen Energieminister Rosen Christow – bis zum 1. März 2023 alle erforderlichen Massnahmen zu ergreifen, um eine Entscheidung über den Bau des Blocks 7 am bereits genehmigten Standort beim Kernkraftwerk Kosloduj zu treffen. Vorgesehen ist nur die AP1000-Technologie des amerikanischen Unternehmens Westinghouse, obwohl Voten auch den Einbezug anderer Reaktorlieferanten forderten.
Darüber hinaus muss die Regierung auch alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um das Genehmigungsverfahren und das Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren (UVP-Verfahren) für den Bau einer zweiten identischen Kernkraftwerkseinheit (Block 8) in Kosloduj einzuleiten. Die bulgarische Regierung muss nun Gespräche mit der amerikanischen Regierung führen, um ein neues Kooperationsabkommen im Bereich der Kernenergie zu unterzeichnen. Die Entscheidung wird dem Parlament nochmals zur Überprüfung vorgelegt.
Zwei neue Kernkraftwerkseinheiten auch am Standort Belene
An der Parlamentssitzung gab es auch Stimmen, die forderten, dass man zuerst die beiden Reaktoren am Standort Belene fertigstellen solle, bevor man über den Bau neuer Reaktoren verhandle. In Belene wurde bereits 1986 der Bau von zwei russischen Einheiten des Typs WWER-1000/V-466 begonnen, später aber aus Geldmangel eingestellt, dann das Projekt wiederbelebt und wieder auf Eis gelegt (mehr dazu). Einige Reaktorkomponenten wurden bereits aus Russland nach Belene geliefert und dort eingelagert. Anfang 2022 schätzte die damalige Regierung neue Kernkraftwerkseinheiten am Standort Kosloduj realistischer ein als am Standort Belene.
Rosen Christow wies bei einer Sitzung des Energieausschusses der Nationalversammlung am 11. Januar 2023 nun darauf hin, dass die ausgearbeitete Energiestrategie (die am 17. Januar 2023 vorgestellt wird) den Bau von vier neuen Kernreaktoren vorsehe – je zwei an den Standorten Belene und Kosloduj. Sie sollten bis zur Stilllegung der derzeit in Betrieb befindlichen Reaktoren fertig gebaut werden. Laut Christow wird dazu mit allen führenden Unternehmen wie Westinghouse, Framatome und Électricité de France (EDF) verhandelt werden, und nicht nur mit der Regierung der USA. Nach der Festlegung von Westinghouse als Reaktorlieferantin für Kosloduj dürften die anderen Unternehmen nur noch bei den zwei Einheiten in Belene eine Chance haben.
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