Britischer Comare: kein Zusammenhang zwischen Kinderleukämie und Kernkraftwerken

Kinder, die in der Nähe britischer Kernkraftwerke wohnen, erkranken nicht häufiger an Leukämie. Dies belegt eine neue Studie des Comare (Committee on Medical Aspects of Radiation in the Environment) – eines unabhängigen beratenden Ausschusses der britischen Regierung – über die medizinischen Aspekte von Strahlung und Umwelt.

12. Mai 2011

Der Comare berücksichtigt in seinen Berechnungen die Inzidenz von Leukämie bei Kindern unter fünf Jahren, die in der Umgebung von 13 britischen Kernkraftwerken leben. Verwendet wurden Daten aus dem Krebsregister für den Zeitraum 1969 bis 2004. Weiter stellt die Studie zusätzliche Faktoren in Rechnung, die nicht in vorherige Comare-Berichte eingeflossen sind. Die Autoren des Comare-Berichts kommen zum Schluss, dass kein statistisch signifikanter Hinweis auf Leukämierisiken in der Nähe von Kernkraftwerken für Kinder unter fünf Jahren besteht. Die geografische Auswertung der britischen Daten deute darauf hin, so die Comare-Experten, dass «die Risikoabschätzung für Leukämie bei Kindern verbunden mit der Nähe zu Kernkraftwerken extrem klein bis sogar null ergibt».

Kritik an deutscher KiKK-Studie

Der Bericht nimmt auch Stellung zu Studien anderer Ländern, namentlich zur deutschen «Epidemiologischen Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken» (KiKK-Studie), die das deutsche Kinderkrebsregister an der Universität Mainz im Dezember 2007 publiziert hatte. Diese Studie stellte ein erhöhtes Auftreten von Leukämieerkrankungen bei Kleinkindern im Umkreis bestimmter Kernkraftwerke fest – wenn auch bei einer sehr geringen und damit wenig aussagekräftigen Zahl von Fällen. Die KiKK-Autoren hielten dazu ausdrücklich fest, dass nach heutigem Wissensstand die Strahlung aus den Kernkraftwerken als Ursache der Erkrankungen nicht in Betracht kommt. Das sieht die Comare auch so, kritisiert aber, dass die KiKK-Studie nicht alle Störgrössen berücksichtigt habe, die bei Fall-Kontroll-Studien schnell das Ergebnis verfälschen könnten. So gebe es Korrelationen zwischen der Leukämie und dem sozioökonomischen Status der Kinder (in der Oberschicht häufiger diagnostiziert) und mit der Bevölkerungsdichte, die laut Comare ausschlaggebend für ein erhöhtes Risiko mit viralen Infektionen sein könnten. Virale Infektionen sind als Leukämie-Auslöser in Diskussion. Eine weitere Kritik betrifft den Einbezug des Clusters in der Umgebung des Kernkraftwerks Krümmel, für den es nach den Comare-Experten andere Erklärungen geben müsse als eine vermehrte Strahlenexposition der Bevölkerung. Denn bisher sei nicht erwiesen, dass die Bevölkerung in Krümmel einer höheren Strahlung ausgesetzt sei als in der Nähe anderer Kernkraftwerke.

Indes sind Leukämien bei Kindern selten. In Deutschland sind es jährlich 600 Erkrankungen, in Grossbritannien 500. Die wenigsten treten in unmittelbarer Umgebung von Kernkraftwerken auf. In der KiKK-Studie waren es in 23 Jahren gerade einmal 37 Erkrankungen in der 5-km-Zone. Der neusten Comare-Studie liegen 430 Erkrankungen zugrunde, die während eines Zeitraums von 35 Jahren im 25-km-Radius um die einzelnen Kernkraftwerke auftraten.

Quelle

D.S. nach Comare, Medienmitteilung und Bericht, 6. Mai 2011

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