BKW setzt auf Kernenergie oder allenfalls auf Erdgas

Zur zukünftigen Sicherung der Stromversorgung steht für die BKW FMB Energie AG neben dem Ausbau des Stromverteilungsnetzes in erster Linie die Verlängerung der heute bis ins Jahr 2012 befristeten Betriebsbewilligung des Kernkraftwerks Mühleberg im Vordergrund.

19. Okt. 2004

Die dafür erforderlichen Investitionen schätzt das Unternehmen auf rund CHF 100 Mio., wie die BKW am 20. Oktober 2004 an einer Medienorientierung bekannt gab. Für die Zeit nach der Stilllegung von Mühleberg seien die beiden Optionen Kernenergie und gasbefeuerte Anlagen offen zu halten, erklärte BKW-Direktionspräsident Kurt Rohrbach.
Die BKW geht von einer Steigerung der Stromnachfrage von 0,5-1% pro Jahr seitens ihrer Kunden aus. Zudem werden in den kommenden Jahrzehnten die KKW in Mühleberg und im elsässischen Fessenheim (an dem die BKW Bezugsrechte hat) zu ersetzten sein. Für die BKW bedeute dies, dass bis ins Jahr 2030 rund 600 MW in neuen Kraftwerken in der Schweiz oder im angrenzenden Ausland bereit gestellt werden müssen. Mangels konkurrenzfähiger Alternativen kämen dabei nur Kern- oder Gaskraftwerke in Frage - falls die geplante CO2-Abgabe das Erdgas nicht "von vornherein aus der Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit katapultiert", wie Rohrbach präzisierte.
Die Beurteilung der BKW unterscheidet sich deutlich von der Energiestrategie, die von der Berner Kantonsregierung Ende August 2004 vorgestellt worden ist. Danach soll die absehbare Stromlücke durch die Verlängerung der Betriebszeit des KKW Mühleberg gedeckt werden, und ab 2034 soll die gesamte Stromproduktion aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Falls Mühleberg 2012 stillgelegt werden müsste, soll die Kernenergie in einer Übergangsphase durch Erdgas ersetzt werden. Im Zeitraum 2012 bis 2022 würden die dafür notwendigen Gas- und Dampfkraftwerke allerdings rund 8 Mio. t CO2 unkontrolliert in die Atmosphäre abgeben, heisst es im Bericht der Berner Regierung, die dazu festhält: "Dieser Ausstoss von Treibhausgasen widerspricht dem Ziel der globalen Klimapolitik (Kyoto-Protokoll)." Die Energiestrategie wurde am 16. November 2004 vom Grossen Rat des Kantons Bern an den Regierungsrat zurückgewiesen mit dem Auftrag, eine neue Strategie vorzulegen, die insbesondere die Option Kernenergie offen lässt. Zustimmend haben die schweizerischen Parteispitzen von FDP und SVP auf die Stellungnahme der BKW reagiert. Gegenüber der "NZZ am Sonntag" erklärte der - inzwischen aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretene - FDP-Präsident Rolf Schweiger, dass die Mehrheit der FDP positiv zur Atomenergie eingestellt sei. SVP-Präsident Ueli Maurer drückte sich sehr deutlich aus: "Die Partei wäre für den Bau eines neuen Kernkraftwerks." Anfangs September hatte der Aargauer CVP-Präsident Theo Vögtli am kantonalen Parteitag erklärt, ein Kernkraftwerk Beznau-3 dränge sich dereinst als Ersatz für die heutigen Werke Beznau-1 und -2 auf. Die SP des Kantons Bern und die Grünen Schweiz betonten dagegen an einer Medienkonferenz am 9. November 2004, dass sie ein neues Kernkraftwerk ablehnen und die Energiestrategie der Berner Regierung unterstützen. Im Frühjahr 2004 hatte der abtretende CEO der Atel-Gruppe, Alessandro Sala, den Bau eines neuen Kernkraftwerks in der Schweiz bis 2025 als Ersatz für Mühleberg und Beznau ins Gespräch gebracht.

Quelle

M.S.

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