BKW offen für «weiterentwickelte» Kernenergie

Die BKW FMB Energie AG (BKW) hat vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Japan eine erste Standortbestimmung zur Sicherheit des Kernkraftwerks Mühleberg (KKM) vorgenommen. Sie will ihre Unternehmensstrategie überprüfen und hat dazu einen breiten und sachlich offenen Prozess eingeleitet. Die BKW ist für alle sicheren, umweltfreundlichen und wirtschaftlichen Technologien zur Stromproduktion zugänglich. Ein politisch motiviertes vorzeitiges Abschalten des KKM jedoch würde der Umwelt schaden und hätte schwer abschätzbare Auswirkungen auf den Strompreis.

4. Apr. 2011

Am 31. März 2011 traten BKW-Verwaltungsratspräsident Urs Gasche und Kurt Rohrbach, Vorsitzender der Unternehmensleitung, vor die Medien, um die Bevölkerung angesichts der Ereignisse in Japan über die aktuelle Standortbestimmung der BKW in Bezug auf die Sicherheit des KKM und über künftige Herausforderungen bei der Stromversorgung zu informieren. Urs Gasche wies auf die Grundhaltung der BKW hin, wonach die Sicherheit im KKM absolute Priorität hat. Der Grundsatz «safety first» gelte in allen Belangen, «und zwar mit Null Toleranz», so Gasche. Die BKW unterstütze die entsprechenden Anstrengungen der Sicherheitsbehörden und habe aus den bisher gewonnenen Erkenntnissen über die Ereignisse im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi erste Massnahmen eingeleitet, um die schon heute hohe Sicherheit des KKM weiter zu verbessern. Kurt Rohrbach nahm für die BKW in Anspruch, dass sie sich den Fragen der Sicherheit «nicht erst seit Fukushima sehr intensiv widmet». Er wies darauf hin, «dass das Reaktorgebäude des KKM und das sogenannte SUSAN-Gebäude – also jene Gebäude, die für die Beherrschung eines Störfalles notwendig sind – einem Beben der Stärke 7 standhalten». Den Nachweis dafür habe die BKW Ende 2010 beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) eingereicht, das diesen Bericht zurzeit begutachte. Weiter habe die BKW laut Rohrbach am 31. März dem Ensi ihre Stellungnahme zum Beschluss vom 18. März eingereicht. Diese Verfügung verlangt die Überprüfung und nachfolgend die allfällige Behebung von Defiziten bei der Erdbebensicherheit, die Dezentralisierung der Einsatzmittel sowie eine separate Kühlung der Brennelementbecken. Nach der Stellungnahme der BKW sei nun laut Rohrbach das Ensi am Zug.

Überprüfung der Unternehmensstrategie

Eine zweite Konsequenz des Unglücks in Japan ist laut Gasche die Überprüfung der Unternehmensstrategie. Dabei ginge es «nicht um überhasteten Aktivismus, wie er verbal mitunter die aktuelle Diskussion prägt». Die BKW will sich bei einer Anpassung der Strategie weiter an das in der Bundesverfassung verankerte Ziel der sicheren, umweltfreundlichen und wirtschaftlichen Stromversorgung halten und möglichst auf inländische Produktion setzen. Bisher habe sich die BKW im Rahmen einer möglichst CO2-freien Stromproduktion für den Ersatz des in absehbarer Zeit vom Netz gehenden KKM eingesetzt. Gasche begrüsste die Sistierung der Rahmenbewilligungsgesuche durch Bundesrätin Doris Leuthard. Nun sei eine umfassende gesellschaftspolitische Diskussion angesagt, und die BKW werde die Behörden nach Kräften in ihrer Arbeit unterstützen.

Bei der Überprüfung der Unternehmensstrategie wolle die BKW abschätzen, «inwiefern die bisher wegen Widerständen aller Art eingeschränkten Optionen im Gefolge der Geschehnisse in Japan mehr Potenzial bekommen». Dabei stünden die Energieeffizienz sowie Projekte im Bereich der neuen erneuerbaren Energien und der Wasserkraft im Vordergrund. Solche Projekte sind in der Vergangenheit auf vermehrten Widerstand von Umweltschutzverbänden gestossen, wie das Beispiel der geplanten Erhöhung der Grimsel-Staumauer zeige. Laut Gasche sind die Gegner des Ausbaus der Grimselkraftwerke oder des Leitungsprojektes Wattenwil-Mühleberg auch nach den Ereignissen in Japan bisher nicht von ihrer Haltung abgewichen. Weiter gelte es herauszufinden, ob in Anbetracht der Klimapolitik die Akzeptanz von Gaskraftwerken steigen würde.

Kernenergie nicht vom Tisch

Gasche und Rohrbach betonten, dass eine sofortige Ausserbetriebnahme des KKM immense volkswirtschaftliche und ökologische Auswirkungen hätte. «Mühleberg ist unbestritten der wichtigste Pfeiler der Stromversorgung im Kanton Bern», so Rohrbach. Für einen kurzfristigen Ersatz des Stroms aus dem KKM käme nur der Import in Frage. Da der Strom aus der EU zur grossen Mehrheit aus fossil produziertem Strom bestehe, hätte dies negative Auswirkungen auf die CO2-Bilanz der Schweiz. Eine neue Prioritätensetzung muss laut Rohrbach bewusst geschehen. Der Verzicht auf Kernenergie würde ausserdem einen nicht abschätzbaren Einfluss auf den Strompreis haben. Solle das KKM mittelfristig mit inländischen, nicht-nuklearen Kraftwerken ersetzt werden, müssten laut Rohrbach die Rahmenbedingungen wie beispielsweise das Gewässerschutz- oder das CO2-Gesetz angepasst werden, da sonst kein Zubau möglich sei. Gasche zeigte sich in Anbetracht der aktuellen Herausforderungen «offen für den Einbezug neuer, dereinst bereitstehender, weiterentwickelter oder neuer Technologien». Dazu zähle er auch die Kernenergie mit aufgrund der Erkenntnisse aus Japan weiterentwickelter Sicherheit.

Quelle

M.Re. nach BKW, Medienorientierung, 31. März 2011

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