BKW-Entscheid: Mühleberg geht 2019 vom Netz
Die BKW AG hat entschieden, das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) – unter Einhaltung aller Sicherheitsanforderungen – noch bis ins Jahr 2019 zu betreiben und dann endgültig vom Netz zu nehmen.
Die BKW plant, bis zur Stilllegung in sechs Jahren im KKM verschiedene Nachrüstprojekte umzusetzen und insgesamt rund CHF 200 Mio. für Betrieb und Instandhaltung zu investieren. Darin inbegriffen seien ausserordentliche Nachrüstmassnahmen von rund CHF 15 Mio., so die Verbesserung der Brennelement-Lagerbeckenkühlung und der Kühlwasserversorgung. Für diese hat die BKW anstelle des Baus einer Saane-Leitung ein einfacheres, sicherheitstechnisch jedoch vergleichbares Konzept ins Auge gefasst. Weiter soll die Verstärkung des Wohlensee-Staudamms fortgesetzt werden, da sie von allen untersuchten Massnahmen den grössten Sicherheitsgewinn bringe. Die BKW hält damit nach eigenen Angaben die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen nicht nur ein, sondern übertrifft die vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) geforderte Sicherheitsmarge.
Die Investitionen für einen Langzeitbetrieb über 2019 hinaus hätten gemäss BKW hohe Kosten zur Folge, deren Amortisation in der Restlaufzeit unter den gegebenen wirtschaftlichen, regulatorischen und politischen Rahmenbedingungen zu unsicher wäre. Die BKW rechnet mittelfristig mit weiteren, gegenwärtig noch undefinierten und nicht quantifizierbaren technischen, wirtschaftlichen und politischen Unwägbarkeiten, welche die wirtschaftlichen Risiken eines Langzeitbetriebs zusätzlich erhöhen würden. Der Verzicht setze bei der BKW finanzielle Mittel frei und erlaube es ihr, gemäss ihrer Konzernstrategie verstärkt in neue, alternative Produktionskapazitäten sowie in innovative Produkte und Energiedienstleistungen zu investieren.
Kompensation durch Importe
Suzanne Thoma, CEO der BKW, erklärte die schwierigen Umstände, mit denen das Stromversorgungsunternehmen zu kämpfen hat: «Die tiefen Strompreise mit unklaren Aussichten auf eine Erholung erschweren generell Investitionen in Produktionskapazitäten.» Dies führe dazu, dass auch weniger umstrittene Investitionen – wie zum Beispiel in die Wasserkraft – heute einen schweren Stand haben. Die BKW ist davon überzeugt, dass der jährliche Produktionswegfall des KKM von rund 3 TWh bis 2019 und darüber hinaus nicht durch schweizerische Eigenproduktion wird ersetzt werden können. Der Zubau neuer Kapazitäten sei in der Schweiz aus verschiedenen Gründen zurzeit nur sehr beschränkt möglich.
Die BKW-Gruppe erzeugte und beschaffte 2012 total rund 20 TWh elektrische Energie. Der Anteil der Kernenergie betrug einschliesslich Bezugsverträgen knapp 30%. Die Hälfte dieses Anteils stammt vom KKM. Die Wasserkraft war im Portfolio der BKW mit rund einem Fünftel vertreten. Thermische Kraftwerke und neue erneuerbare Energien machten mit 2,4% beziehungsweise 3,0% im vergangenen Jahr nur einen geringen Anteil aus. Rund 9 TWh (46%) wickelte die BKW über Handel und Rücklieferungen ab.
Bis zum Betriebsende 2019 sollen sämtliche Mitarbeitende des KKM in der Anlage weiterbeschäftigt werden. Es sind keine betrieblichen Entlassungen vorgesehen, so Thoma weiter. Primäres Ziel sei es vielmehr, die heute im KKM tätigen Spezialisten und Fachkräfte für die restlichen Betriebsjahre der Anlage und auch für den Nachbetrieb sowie die Stilllegung zu halten. Das KKM nahm am 6. November 1972 den kommerziellen Betrieb auf.
Quelle
M.B. nach BKW, Medienkonferenz, 30. Oktober 2013
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