Belgien verschiebt Stilllegungspläne
Die belgische Regierung hat die Verschiebung der Stilllegung der drei ältesten Kernkraftwerksblöcke des Landes gutgeheissen. Sie folgt damit der Empfehlung einer internationalen Expertengruppe, die optimale Lösungen für den zukünftigen Energiemix des Landes untersucht hatte.
Die drei ältesten Kernkraftwerkseinheiten Belgiens, Doel-1 und Doel-2 sowie Tihange-1, wären laut einem Gesetz von 2002 ab 2015 nach rund 40 Betriebsjahren vom Netz genommen worden. Mit dem neuen Entscheid hat sich die Regierung jetzt dafür ausgesprochen, diese Einheiten für weitere 10 Jahre zu betreiben, hiess es in einer Mitteilung des belgischen Ministers für Energie und Klima, Paul Magnette, am 12. Oktober 2009. Dieser Schritt ist Teil eines von der Expertengruppe Gemix vorgeschlagenen Massnahmenpakets, das Magnette zuvor der Regierung unterbreitet hatte.
An den Entscheid gebunden sind weitere konkrete Massnahmen, so Magnette. Ein neu gegründetes Überwachungskomitee, bestehend aus Vertretern der Regierung, der Nationalbank, der Stromproduzenten und der Sozialpartner, soll die Stromproduktionskosten in den Kernenergieanlagen mit den Marktpreisen umliegender Länder vergleichen und Empfehlungen an die Regierung abgeben, welche finanziellen Beiträge die Nuklearindustrie an den Staat leisten soll. Die Regierung schätzt heute, dass die Beiträge der Kernkraftwerksbetreiber zwischen 2010 und 2014 jährlich rund EUR 215 bis 245 Mio. (CHF 325 bis 370 Mio.) betragen werden.
Magnette fügte in seiner Mitteilung hinzu, dass bei Gesprächen mit dem zur GDF-Suez-Gruppe gehörenden belgischen Energieunternehmen Electrabel bereits konkrete Verpflichtungen getroffen wurden. Demnach wird die Electrabel ab 2010 mindestens EUR 500 Mio. (CHF 760 Mio.) für erneuerbare Energien und die Reduktion des Energieverbrauchs einsetzen.
In Belgien stehen an den beiden Standorten Doel und Tihange zusammen sieben Kernkraftwerksblöcke in Betrieb, die rund 54% der belgischen Stromproduktion decken. Die ältesten Einheiten, Doel-1 und Doel-2 sowie Tihange-1, haben ihren Betrieb 1974/75 aufgenommen.
Quelle
M.B. nach belgischem Ministerium für Klima und Energie, Medienmitteilung, 12. Oktober 2009