Baubeginn am Reaktor Jules Horowitz in Frankreich

Mit dem ersten Spatenstich hat der französische Industrieminister, François Loos, am 19. März 2007 im Forschungszentrum Cadarache des Commissariat à l’Energie Atomique (CEA) den Bau des neuen internationalen Forschungs- und Bestrahlungs-Reaktors Jules Horowitz (RJH) eingeleitet.

1. Apr. 2007

An der Zeremonie nahmen neben dem Generaldirektor des CEA, Philippe Pradel, Vertreter der beteiligten französischen Industrie - Electricité de France (EDF) und Areva - sowie der Projektpartner aus Belgien, Finnland, Spanien, Tschechien und weiteren EU-Ländern teil. In ihrem Namen wies Frank Deconinck, Präsident der European Nuclear Society, auf die zentrale Rolle des RJH hin: «Die meisten in Europa in Betrieb stehenden Hochflussreaktoren sind über 45 Jahre alt und werden im kommenden Jahrzehnt abgeschaltet.» Wenn Europa in der Kernforschung eine führende Rolle behalten wolle, brauche es daher neue Forschungsreaktoren wie den RJH. Doch für Deconinck reicht die Bedeutung des Projekts darüber hinaus: «Es ist ein Beweis für eine neue Wissenschaftskultur, in der wissenschaftliche Fortschritte in internationaler Zusammenarbeit erzielt werden, um der ganzen Menschheit und nicht nur lokalen Interessen zu dienen.»

Vielfältiges Forschungswerkzeug

Der neue Reaktor im südostfranzösischen Cadarache wird auf der einen Seite der Forschung und Entwicklung von Materialien und Brennstoffen für die Kernreaktoren der heutigen dritten sowie der kommenden vierten Generation dienen. Das Neutronenspektrum des Hochflussreaktors wird nämlich zwei Spitzenwerte aufweisen, um Versuche sowohl mit thermischen wie auch schnellen Neutronen zu ermöglichen. Damit können das Materialverhalten und Alterungsprozesse in verschiedensten Konfigurationen um eine Grössenordnung schneller simuliert werden als in Leistungsreaktoren.

Auf der anderen Seite wird der RJH über genügend Kapazität verfügen, um mindestens einen Viertel des europäischen Radioisotopenbedarfs zu decken. Auch ist vorgesehen, ihn zur industriellen Herstellung von Silizium für Hochleistungselektronik heranzuziehen. Zudem soll der Reaktor der vom französischen Gesetzgeber geforderten Weiterentwicklung der Transmutationstechnik dienen. Sie zielt darauf ab, die Machbarkeit einer Alternative zur geologischen Tiefenlagerung langlebiger radioaktiver Abfälle nachzuweisen.

Entwicklungsschwerpunkt Generation IV

Das Konzept des RJH mit einer thermischen Leistung von 100 MW erlaubt es, bis zu 20 verschiedene Bestrahlungsexperimente parallel laufen zu lassen. Gekühlt wird wahlweise mit Wasser, flüssigem Blei, flüssigem Natrium oder Gas. Die Betriebstemperatur kann bis zu 1000°C erreichen. Der RJH eignet sich damit besonders, Konzepte, Komponenten und Brennstoffe für innovative Reaktorprototypen im Rahmen des internationalen Projekts Generation IV zu testen. Die Generation-IV-Vereinbarung von 2002 sieht vor, dass Frankreich und Europa unter den sechs ausgewählten Systemen einen Schwerpunkt bei schnellen Reaktoren mit Flüssigmetall- und Gaskühlung setzen.

Inbetriebnahme 2014

Die Errichtungskosten für den RJH sind auf EUR 500 Mio. (CHF 810 Mio.) veranschlagt. Das staatliche französische CEA trägt 50%, die erwähnten internationalen Partner steuern 20% bei, die EDF ebenfalls 20% und die Areva-Gruppe 10%. Die Inbetriebnahme ist für 2014 vorgesehen. Die Einrichtung ist für eine Verfügbarkeit von 250 Tagen im Jahr und eine Lebensdauer von 50 Jahren ausgelegt.

    Quelle

    P.B. nach CEA, Medienmitteilungen und Pressemappe, 19. März 2007

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