Australischer Minister verlangt umfassende Studie über Atomenergie
Der australische Bildungs- und Wissenschaftsminister Brendan Nelson hat gemeinsam mit Industrieminister lan Macfarlane bei Premierminister John Howard eine Motion zur Durchführung einer umfassenden Studie eingereicht, welche die Kernenergieoption für Australien klären soll. In Zeiten steigender Energienachfrage und globaler Erwärmung sei eine solche Studie für Australien als bedeutendes Uranexportland zwingend, meinte er in einem Fernsehinterview am 29. November 2005.
Bereits in April 2005 hatte Brendan Nelson eine öffentliche Debatte über die Option Kernenergie gefordert. Mit der nun eingebrachten Motion soll erreicht werden, dass die «Australian Academy of Science» zusammen mit anderen Wissenschaftsinstituten eine grundlegende Prüfung der Kernenergie als ergänzende Technologie für die Stromproduktion und die Wasserentsalzung unter Einbezug aller möglichen Einflussfaktoren hinsichtlich Physik, Geologie, Umwelt und Gesellschaft vornimmt. Die Kosten für die Studie dürften knapp AUD 1 Mio. (rund CHF 980'000) betragen.
Nelson betonte, dass Australien es nicht verantworten könne, als Grossproduzent von Uran weltweit Kernkraftwerke zu beliefern, ohne diese Option auch für sich selbst ernsthaft in Betracht zu ziehen. «Darüber zu befinden ist nun Sache von Premierminister und Regierung», fügte er hinzu. Auf eine Frage betreffend Nuklearabfälle antwortete Nelson, dass in Australien ein Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle gebaut werden müsse, allein schon wegen des zu entsorgenden Nuklearabfalls aus medizinischen und industriellen Anwendungen.
Australien hat bisher keine kommerziellen Kernkraftwerke gebaut. Gegenwärtig gibt es einzig den Forschungsreaktor Hifar (Lucas Heights High Flux Australien Reactor), der Mitte 2006 durch den offenen Vielzweck-Leichtwasser-Schwimmbadreaktor (Opal) mit 20 MW thermischer Leistung ersetzt werden soll.
Quelle
A.Z. nach Brendan Nelson, Interview auf Channel 9, 30. November 2005