Australisch-chinesische Zusammenarbeitsabkommen
Während des Besuchs einer chinesischen Regierungsdelegation unter Ministerpräsident Wen Jiabao anfangs April 2006 in Australien haben die Aussenminister beider Länder unter anderem zwei lange erwartete Zusammenarbeitsabkommen auf dem Nukleargebiet abgeschlossen. Sie öffnen China den Weg, um künftig aus Australien Uran beziehen zu können, und sollen die Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie fördern. Die Abkommen unterliegen noch der parlamentarischen Ratifikation.
Das erste Abkommen regelt die Lieferung von Kernmaterialien und legt eine strikte Nichtverbreitungskontrolle fest: Uran aus Australien unterliegt in China der umfassenden Überwachung durch die Internationale Atomenergie-Organisation sowohl gemäss dem Nonproliferationsvertrag wie auch dem Zusatzabkommen. Australien verfügt weltweit über zwei Fünftel der nachgewiesenen, wirtschaftlich günstig abbaubaren Uranvorkommen und nahm in den letzten Jahren als Erzeugerland von Natururan hinter Kanada den zweiten Platz ein. Die Regierung in Canberra hat den Uranexport als Australiens Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen erklärt. Er ist indessen nur unter strikter Einhaltung der internationalen Nonproliferationsvereinbarungen zulässig. China hingegen verfügt nur beschränkt über eigene wirtschaftlich interessante Uranressourcen und ist daher zur langfristigen Sicherung der Uranversorgung für sein ehrgeiziges Kernkraftwerksprogramm auf breit abgestützte Importe angewiesen. Mit der ersten Lieferung Australiens an China ist indessen nicht vor 2010 zu rechnen, denn die bis dahin verfügbare Produktion ist bereits an Kunden in anderen Ländern verkauft. Vor einer Kapazitätsausweitung in Australien sind zudem noch innenpolitische Hindernisse zu überwinden. Mittelfristig liegt das Potenzial der Lieferungen an China bei 20'0001 jährlich.
Das zweite Abkommen hat die nukleare Zusammenarbeit allgemein zum Gegenstand und soll die friedliche Nutzung der Kernenergie in beiden Ländern fördern helfen. Es deckt alle Bereiche von der Grundlagenforschung über die Materialwissenschaften, die Entwicklung von Überwachungstechniken bis hin zur nuklearen Sicherheit ab. Besondere praktische Bedeutung dürften gemeinsame materialtechnische Projekte am neuen australischen Forschungsreaktor Opal bei Sydney erlangen. Der Reaktor durchläuft gegenwärtig die Erstinbetriebnahme, und Australien hat für seine Nutzung bereits internationale Projektabkommen geschlossen, so mit dem taiwanesischen National Science Council.
Quelle
P.B. nach Minister of Foreign Affairs, Australia, Medienmitteilung, 3. April 2006
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