Australien: Kernenergiedebatte hält an
In einer Rede am 1. September 2005 hat der australische Aussenminister Alexander Downer die gegenseitige Abhängigkeit von Umwelt und wirtschaftlicher Entwicklung betont.
Sein Land stehe in der Verantwortung, anderen Ländern saubere Energie zu liefern, da es die weltweit grössten Uranreserven habe - «auch wenn wir es bis jetzt vorgezogen haben, Kernenergie selber nicht zu verwenden». Downer meinte weiter: «Einige mögen sich fragen, weshalb wir ihre Nutzung nicht erwägen, insbesondere, wenn wir daran denken, energieintensive Anlagen, beispielsweise zur Wasserentsalzung, zu bauen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass in absehbarer Zukunft inländische Kernenergie zu einer wirtschaftlich realisierbaren Option für Australien wird. Offen gesagt, aus der Sicht der Logik kann man verstehen, wenn sich einer um die Senkung der Treibhausgase schert und gegen die Kernenergie ist ... aber es braucht eine recht seltsame Denkweise zu sagen, dass man sich um die Treibhausgase sorgt und gegen die Kernenergie ist. Das ist realitätsfremd.» Kernenergie sei gegenwärtig die einzige Energiequelle, die grosse Strommengen ohne signifikanten CO2-Ausstoss produzieren könne. Billige Kohle sei aber in Australien reichlich vorhanden und mit den effizienten, recht sauberen Kohlekraftwerken könne sich Australien den Luxus leisten, keine weitere schwierige Wahl treffen zu müssen. Im April 2005 hatte schon der australische Bildungs- und Wissenschaftsminister Brendan Nelson eine unverkrampfte öffentliche Debatte über die Option Kernenergie gefordert.
Downer sprach weiter über die Bedeutung, die er der neuen «Asia-Pacific Partnership on Clean Development and Climate» beimisst, da sie seiner Meinung nach praxisnahe Massnahmen biete. Der Partnerschaft gehe es nicht darum, kurzfristige, willkürliche Ziele zu setzen, welche die meisten Länder ohnehin nicht erreichen können, meinte er auch als Kritik gegenüber dem Kyoto-Abkommen, «dem Australien nicht beitreten wird».
Wirtschaft will Machbarkeitsstudie
Ende August 2005 hatte die australische Industrie- und Handelskammer (ACCI) die Regierung aufgefordert, eine Machbarkeitsstudie für den Bau von Kernkraftwerken in Australien zu erstellen. ACCI-Generaldirektor Peter Hendy erklärte, dass die Kernenergie in Australien, im Gegensatz zu vielen Ländern der OECD und Asiens, nicht ernsthaft in der politischen Agenda berücksichtigt worden sei. Grund dafür sei unter anderem der Überfluss an fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdgas. Die Kernenergie finde weltweit zunehmende Beachtung wegen der Sorge um steigende Olpreise und die allfälligen Auswirkungen der Treibhausgase auf den Klimawandel. «Es ist an der Zeit, die Frage inländischer Kernenergie wieder aufzunehmen», betonte Hendy.
Quelle
M.A. nach DFAT, Speech, 1. September 2005, und ACCI, Medienmitteilung, 29. August 2005