Anne Lauvergeon: Sicherheit hat ihren Preis

In einem Interview mit der französischen Tageszeitung «Le Monde» vom 18. Januar 2010 hat sich Anne Lauvergeon zum gescheiterten Vertrag mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) geäussert. Die Vorsitzende der Areva-Geschäftsleitung schildert «objektive Gründe» und hält den EPR trotzdem für konkurrenzfähig.

27. Jan. 2010

Im Dezember 2009 schlossen die VAE mit der Korea Electric Power Corporation (Kepco) einen Vertrag in der Höhe von USD 20 Mrd. (CHF 21 Mrd.) für die Lieferung und den Bau von vier Kernkraftwerkseinheiten ab. Die französische Areva-Gruppe war bis zuletzt im Rennen um den Auftrag dabei, erhielt jedoch am Ende den Zuschlag nicht. Daraufhin geriet Lauvergeon von verschiedener Seite unter Beschuss und wurde für Arevas Scheitern verantwortlich gemacht.

Auf die Frage nach den Gründen für das Scheitern meinte Lauvergeon: «Abu Dhabi hatte eine genaue Vorstellung von der Organisation: Man wollte erstmals einen einzigen Vertrag mit einem Stromversorger für die gesamte Lebenserwartung der Reaktoren – 60 Jahre abschliessen. Das ist nicht das Geschäft der Areva.»

Lektionen gelernt

Lauvergeon zog verschiedene Lehren aus den Verhandlungen mit der VAE-Regierung. So sei einerseits die Zusammenarbeit mit den französischen Partnern nur schleppend vorangekommen: «Trotz der unablässigen und wertvollen Vermittlung durch Claude Guéant (Generalsekretär des Elysée-Palastes) kostete es viel Zeit und Arbeit, Electricité de France, GDF Suez und Total einigermassen aufeinander abzustimmen. Es ist uns zwar gelungen, aber zu spät.» Andererseits habe die südkoreanische Konkurrenz eine radikale Preispolitik betrieben und die Währungssituation sei für die Areva ungünstig gewesen.

Die Areva hatte den VAE vier Reaktoren des Typs EPR für USD 30 Mrd. (CHF 31,4 Mrd.) offeriert, der auf europäische und amerikanische Standards ausgelegt ist. «Unsere Reaktoren der fortgeschrittenen dritten Generation bieten eine bisher unerreichte Sicherheit. Das hat seinen Preis», so Lauvergeon. Obwohl die VAE nicht bereit waren, diesen Preis zu bezahlen, hält sie den EPR für durchaus konkurrenzfähig. Dafür spricht laut Lauvergeon die Tatsache, dass heute weltweit vier Reaktoren dieses Typs im Bau und 19 weitere geplant sind. «Wie hätte man den EPR exportieren können, wenn er nicht konkurrenzfähig wäre?»

Quelle

Ma.R. nach «Le Monde», Interview mit Anne Lauvergeon, 18. Januar 2010

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft