Abkommen über Kernkraftwerksbau in Oblast Kaliningrad
Die Regierung der Oblast Kaliningrad (Gebiet Kaliningrad) und der russische Staatskonzern Rosatom haben ein Abkommen über den Bau eines Kernkraftwerks in dieser russischen Exklave geschlossen.
Das Mitte April 2008 unterzeichnete Abkommen zwischen der Oblast Kaliningrad und der Rosatom nennt den Bau zweier Druckwassereinheiten mit einer Gesamtleistung von bis zu 2300 MW und beziffert die vorgesehenen Investitionen auf rund EUR 5 Mrd. (CHF 8,1 Mrd.). Das Projekt solle «gemeinsam von russischen und europäischen Strukturen» verwirklicht werden. Der Standort des neuen Kernkraftwerks ist noch nicht bestimmt.
Gemäss Sergei Kirijenko, Generaldirektor der Rosatom, steht der Rajon Neman (Landkreis Neman) am Grenzfluss Neman (Memel) zwischen der Oblast Kaliningrad und Litauen im Vordergrund. Gebaut würden wie im bulgarischen Belene oder im zentralrussischen Kalinin Reaktoren vom Typ WWER-1000. Die ausländische Beteiligung könne 49% erreichen.
Wachsende Akzeptanz
Das Projekt steht in offenbarer Konkurrenz zum Projekt Litauens, das Kernkraftwerk Ignalina durch ein neues Kernkraftwerk zu ersetzen, an dem sich auch die anderen baltischen Staaten sowie Polen beteiligen könnten. Nach der endgültigen Stilllegung von Ignalina wird die ganze Region nicht mehr über ausreichende Kraftwerkskapazitäten verfügen.
Für die russische Exklave Oblast Kaliningrad, die von Russland abgeschnitten zwischen Polen und Litauen an der Ostsee liegt, könnte der Bau eines Kernkraftwerks mit ausländischer Beteiligung zur Linderung der wirtschaftlichen Misere beitragen und die Abhängigkeit von Energieimporten mildern. Dies sieht auch ein wachsender Teil der örtlichen Bevölkerung so. Laut einer vor kurzem durchgeführten Meinungsumfrage würde ein Drittel der Bevölkerung den Bau eines Kernkraftwerks begrüssen und eine relative Mehrheit zieht die Kernenergie allen anderen angebotenen Energiequellen vor. Gegenüber einer Umfrage vom April 2007 sei die Akzeptanz der Kernenergie angesichts der Versorgungslage signifikant gestiegen und die Nachwirkung des Tschernobyl-Traumas verblasst, fasst der Leiter der Befragung, Waleri Boikow vom Soziologischen Zentrum in Kaliningrad (Königsberg), die Ergebnisse der neuen Studie zusammen.
Quelle
P.B. nach World Nuclear News, 17. April, sowie Rosatom, Medienmitteilung, und GTRK Kaliningrad, beide 16. April 2008
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