Klares Bekenntnis zur Forschung nötig
Lehre, Forschung und Nachwuchs in der Kernenergie
Im Rahmen der Energiestrategie 2050 wird Kernenergie noch für lange Zeit einen bedeutenden Beitrag zur sicheren Versorgung mit klimafreundlichem Strom leisten. Für den absehbaren Langzeitbetrieb der Schweizer Kernkraftwerke sind verlässliche Rahmenbedingungen und mittelfristig ein verstärktes Engagement des Bundes für Forschung und Ausbildung des Nachwuchses im Kernenergiebereich unabdingbar. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Studie zur Situation von Lehre, Forschung und Nachwuchs in der Nuklearbranche.
Der Branchenverband swissnuclear und das Nuklearforum Schweiz führen regelmässig eine Bestandsaufnahme zu Lehre, Forschung und Nachwuchs in der Schweizer Kernenergie durch. Die jüngste Erhebung für die Jahre 2019–2023 zeigt, dass das nötige Lehr- und Forschungsangebot für den sicheren Weiterbetrieb der Kernkraftwerke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle derzeit vorhanden ist. Allerdings ist als Folge des schrittweisen Ausstiegs aus der Kernenergie der Forschungsbedarf der Betreiber gesunken. Die bisherige breite Finanzierung der Kernenergieforschung, die insbesondere im Grundlagenbereich auf freiwilliger Basis erfolgte, ist für die Betreiber nicht mehr tragbar und wird in den kommenden Jahren weiter abnehmen.
Weiter zeigt die Bestandsaufnahme, dass die Rekrutierung von Nachwuchs schwieriger geworden ist. Eine besondere Herausforderung ist derzeit, junge Menschen für die anspruchsvolle Ausbildung in den Kernanlagen zu gewinnen. Es fehlt am Bewusstsein, dass die Kernkraftwerke noch über Jahrzehnte vielfältige, spannende und sichere Arbeitsplätze im Betrieb und Rückbau bieten – und nicht bald den Betrieb einstellen werden.
Klare Signale an Forschung und Nachwuchs
Einerseits ist die Erhaltung der hohen kerntechnischen Kompetenz in der Schweiz eine unabdingbare Voraussetzung für den absehbar notwendigen Langzeitbetrieb der Kernkraftwerke. Auch mit Blick auf die Stilllegung der Kernkraftwerke und insbesondere die Entsorgung der radioaktiven Abfälle haben Bund und Gesellschaft ein Interesse daran, dass Kernforschung und Ausbildung, die dem sicheren Betrieb der bestehenden Anlagen dienen, weitergeführt werden. Diese Aufgabe nehmen die Betreiber auch in Zukunft wahr.
Andererseits werden Forschung und Entwicklung in der Kernenergie weltweit laufend vorangetrieben. Mit einer Verknappung der finanziellen Mittel würde der bislang wertvolle Beitrag der Schweiz zur internationalen kerntechnischen Entwicklung unweigerlich sinken. Um weiterhin an der Weltspitze mithalten zu können, benötigt die Nuklearforschung im ETH-Bereich anhaltend stabile Mittel in der heutigen Grössenordnung. Deshalb ist hier zukünftig ein verstärktes finanzielles Engagement des Bundes im Rahmen der kommenden Forschungsprogramme nötig. Andernfalls wird es mit dem drohenden Kompetenzverlust nicht mehr möglich sein, die Entwicklung zukunftsweisender Reaktorsysteme der fortgeschrittenen vierten Generation fachlich zu beurteilen – was Bundesrat und Parlament bei der Verabschiedung des Ausstiegsbeschlusses ausdrücklich vermeiden wollten. Einmal verlorenes Wissen lässt sich nicht über Nacht wieder erwerben.
Damit weiterhin junge Menschen für die Ausbildung in den kerntechnischen Berufen gewonnen werden können, braucht es motivierende Perspektiven. Hilfreich wäre, wenn der Bund den längerfristigen Beitrag der Kernenergie zur sicheren Stromversorgung anerkennen würde.
Kernkraftwerke bleiben Pfeiler der Versorgungssicherheit
Die Kernenergie liefert mehr als ein Drittel des Schweizer Strombedarfs und im Winter bis zur Hälfte der heimischen Stromproduktion. Sie ist zudem zentral für die klimafreundliche Stromerzeugung. Nötig sind verlässliche und faire Rahmenbedingungen für den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke und ein verstärktes Engagement des Bundes in der Kernenergieforschung. Dies sind wesentliche Voraussetzungen, damit die bestehenden Kernkraftwerke ihren wichtigen Beitrag zur Wahrung der Versorgungssicherheit und zur Umsetzung der «Energiestrategie 2050» leisten können.
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