In der Schweiz wird gerade viel diskutiert über Versorgungssicherheit und Energiepolitik. Sechzig Jahre Leistungsbetrieb für die Anlagen in der Schweiz gelten inzwischen auch von Seiten der Behörden als gesetzt. Ob es noch mehr werden, hängt nicht zuletzt davon ab, welchen Weg die Schweiz in der Energiepolitik in den nächsten Monaten und Jahren einschlägt. Doch was heisst das genau für die Aus- und Weiterbildung in unseren Werken? «Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung – nämlich keine Bildung.» Dieses Zitat stammt vom ehemaligen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Es trifft meiner Meinung nach ganz besonders auf die Weiterbildung in der Kerntechnik zu. Die wichtigste Komponente des Betriebes ist – neben einer sicheren Anlage natürlich – gut ausgebildetes und qualifiziertes Personal. In den nächsten Jahren gehen zahlreiche Mitarbeiter in den Werken in Pension. Wenn wir also den langfristigen Betrieb ins Auge fassen wollen, müssen wir uns vermehrt auch der Aus- und Weiterbildung zuwenden und dafür sorgen, dass spezifisches Know-how in den Anlagen generationenübergreifend an jüngere Mitarbeiter weitergegeben wird. Voneinander lernen ist bereits heute eine wichtige Maxime im Kraftwerksalltag und sie wird es auch bleiben. Doch dazu müssen – klarerweise – jüngere Mitarbeiter auch vorhanden sein. Wenn wir eine längere Betriebsdauer haben, müssen wir inskünftig also permanent darum bemüht sein, Nachwuchstalente für die Nukleartechnik und insbesondere für die Arbeit «vor Ort» auf einer Anlage zu begeistern. Nachwuchsförderung ist ein elementarer Pfeiler eines erfolgreichen Kraftwerkbetriebes und betrifft alle Stufen und Bereiche. Es ist dementsprechend eine Aufgabe von uns allen und nicht von Einzelnen.

Es mehren sich in der Schweiz in letzter Zeit gewichtige Stimmen, die eine weitere Nutzung der Kernenergie für eine klimafreundliche Stromversorgung fordern. Es ist also wichtig, dass wir uns branchenintern auch weiterhin dazu austauschen, damit wir gegenseitig von unseren Erfahrungen profitieren können. Es hat mich deshalb ganz besonders gefreut, dass ich Ende November an einer vom Nuklearforum organisierten Tagung mitwirken durfte, wo sich Mitarbeitende aller Stufen aus allen Schweizer Werke zu aktuellen Themen getroffen, ausgetauscht und voneinander gelernt haben. Es zeigt sich einmal mehr: Die Kerntechnik in der Schweiz bringen wir nur gemeinsam weiter. Wenn wir es nicht tun und jeder und vor allem jedes Werk abgeschottet für sich selbst schaut, müssen sich alle mühsam einen eigenen Erfahrungsschatz erarbeiten. Es wird also, um beim Zitat von Kennedy zu bleiben, am Ende für alle viel teurer. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen, unsere Erfahrungen austauschen und andere an unserem Wissen teilhaben lassen, tragen wir dazu bei, dass die Kernkraftwerke weiterhin sicher und zuverlässig betrieben werden. Damit ebnen wir auch den Weg, dass die Kernenergie in der Schweiz eine Renaissance erleben wird. Nur gemeinsam sind wir stark. Packen wir es also auch gemeinsam an!

Herbert Meinecke

Verfasser/in

Herbert Meinecke, Kraftwerksleiter Kernkraftwerk Gösgen

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft